Denkmale in der Stadt Heimbach

 Nr. 90

 

Standort:

Hausener Straße 14, D-52396 Heimbach - Hausen

GPS:

5039' 06,9" N   06o 29' 35,4" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

14. -15. Jahrhundert

Tag der Eintragung als Denkmal

1. September 1995

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Burg Hausen (Innerer Hof) in Heimbach - Hausen

    

    

Denkmalbeschreibung:    

Gutachtliche Stellungnahme zum Denkmalwert

Der Burg Hausen, insbesondere Bebauung in Hausen.

Die ehemalige Wasserburganlage in Hausen erfüllt die Voraussetzungen zur Einstufung als Baudenkmal gemäß § 2 DSchG.

Mit Ausnahme folgender Bauteile der Gillesschen Hofhälfte: Innenausbau des Wohnhauses in der Südwestecke (Erdgeschoß, Obergeschoß, Dachstuhl); Innenausbau, Dachstuhl und Hoffront des Südflügels (sogen. alter Kuhstall); Innenausbau und Dachstuhl des Ostflügels (ehem. Pferdestall); Innenausbau über Keller, Hofwand und Dachstuhl des Nordflügels (sogen. neuer Kuhstall); Schuppenanbau an der nördlichen Außenwand.

Die denkmalwerten Bestandteile sind somit die Außenmauern und der Keller des Wohnhauses, der Torbau an der Südseite, die südliche Außenmauer (soweit aus Bruchstein), die Außenwände der östlichen Hofgebäude einschließlich der Trennmauer von 1832, Nord – und Westwand, sowie die Gewölbekeller des Nordflügels.

Zum Bestand der historischen Anlage gehören weiterhin die Feldsteinpflasterung des Hofes und die vor dem Wohnhaus aufgestellte Brunnenschale aus Blaustein. Die im Boden verborgenen Reste der Burganlage sind als Bodendenkmäler einzustufen.

Geschichte

Hausen war eine jülichsche Ministerialenburg, deren Ursprünge wenigstens ins 14. Jh. zurückreichen, als die sich nach ihr nennenden Herren von Hausen, Verwandte des jülichschen Erbrosten und Marschalls Dietrich Schinnemann von Aldenhoven, dessen Burg Veynau halten. Hausen gehört in die Reihe der Rittersitze zwischen den jülichschen Landesburgen Heimbach und Nideggen, angelegt zur strategischen Sicherung der Rur. Aus dieser Zeit ist das noch heute ablesbare Prinzip der Zweiteiligkeit erhalten, die Trennung in Haupt und Vorburg in jeweils eigenen Grabensystemen. Das heutige Südtor entspricht der Lage der mittelalterlichen Vorburgzufahrt. Südmauer und Wohnhaus basieren auf der Burg des 14. Jh., ebenso zweischaliges Mauerwerk im Keller des Nordflügels. Die wassergefüllten Gräben waren z. T. noch bis ins 20. Jh. erhalten. Im 15. Jh. kam Hausen an die verwandte Familie der von Berg, die auf der benachbarten Burg Blens und Lüppenau saß und auch die Burgen Irnich, Berg und Dürffenthal bei Zülpich inne hatte. Die Herren von Berg waren eine ritterliche Ministerialenfamilie der Herzöge von Jülich und dienten ihnen in vielen hohen Hofämtern, so als Räte und Hofmeister.

Daniel von Berg, Herr zu Hausen, Dürffenthal, Blens, Berg und Irnich, stiftete mehrfach für das Kloster Bürvenich, wo seine Tante Johanna von Berg Äbtissin gewesen war, u. a. 1450 einen halben Hof zu Hausen aus deren Erbe. Söhne und Enkel stifteten für das Kloster Marienwald; dort liegt der vorletzte Herr von Berg zu Hausen begraben. Seine Enkelin Agnes von Berg brachte 1534 den landtagsfähigen Rittersitz Hausen an ihren Gatten Johann Kolff, Herr zu Vettelhoven, Heimersheim und Winterburg, dessen Wappen, begleitet von den Wappen seiner Eltern und seiner Frau, sich in Zweitverwendung über der Tür des Wohnhauses befindet. Er oder sein Sohn Dietrich (+1589) dürften das Burghaus großenteils neu errichtet haben, dessen Substanz noch heute in den Außenmauern des bestehenden Wohnhauses zu erkennen ist. Auch der talseitige Zwinger mit Wall und Graben, dessen Mauern der Nordwand des Nordflügels zu Grunde liegen, geht auf diese Baumaßnahme zurück; Teile der Vorgängerbauten wurden hierbei integriert und sind in der südlichen Außenwand sowie im Keller des Nordflügels sichtbar erhalten. Dietrichs Schwester Catharina wurde die zweite Hausener Äbtissin in Bürvenich. Die Freiherren von Kolff aus dem Uradel der Grafschaft Are gehörten wegen Hausen zur jülichschen Ritterschaft und waren zum Landtag aufgeschworen; ihr Besitz Winterburg stand im Rang einer Unterherrschaft. Sie stellten hohe Offiziere, Amtmänner, Deutschordenskomture, Kämmerer und Kammerherrn, Hofräte und Juristen. Im 17. u. 18. Jh. erneuerten sie den Ostteil der Gesamtanlage in der erhaltenen Form. So ist die Burg um 1720 von Renier Roidkin gezeichnet worden; Ostflügel mit Tor, Zwinger und das mindestens zweiflügelige Herrenhaus mit Treppenturm im Winkel sind deutlich zu erkennen und dem heutigen Bestand einwandfrei zuzuordnen. Ein Torturm mit Dachreiter stand offensichtlich an der Stelle des heutigen Südtores und läßt sich als originärer mittelalterlicher Zugang zur Vorburg definieren. Der letzte adelige Besitzer von Hausen, Carl Wilhelm Friedrich Freiherr von Kolff, bekleidete hohe jülichsche, bergische und kurkölnische Ämter, zuletzt das eines Geheimrates und Oberappellationsgerichtsrates, und verkaufte seine linksrheinische Güter vor seinem Tode 1810. Seine beiden Söhne starben kinderlos, der jüngere im Jahre 1832. Noch vor 1820 wurde die Burg durch eine Zwischenmauer geteilt in den vorderen Hof (ehem. Vorburg) und den inneren Hof (ehem. Hauptburg). Während im vorderen Hof der Ostflügel und die Außenmauern Bestandteile der alten Vorburg sind, wurden die Wohngebäude im 19. Jh. neu errichtet. Zwischengraben und Südgraben wurden zugeschüttet. Im inneren Hof wurden an die alten Außenmauern bzw. auf den Zwinger neue Wirtschaftsgebäude gesetzt, deren Substanz mittlerweile fast vollständig ersetzt wurde. Lediglich die Hofwand des Pferdestalles mit der Scheidemauer als Rückwand entstammt noch der Umbauphase des 19. Jh. Als Wohnhaus des inneren Hofes diente der Westflügel des Herrenhauses; nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde das Innere in anderen Formen erneuert. 1853 wurde das noch bestehende Südtor aus Sandsteinquadern mit Wappengiebel Nesselrode/Harff eingebaut, das der abgebrochenen Burg Rath bei Mechernich transloziert wurde.

Anhand des heutigen Bestandes ist die Entwicklung der Burg noch anschaulich ablesbar; die älteste zweiteilige Wasserburg bestimmte Umfang und Anlagetyp aller Folgebauten. Reste der Burg des 14. und 15. Jh. stecken im Wohnhaus Gilles, in der Südwand und im Nordflügel sowie im Boden unter den späteren Gebäuden. Das mittelalterliche Burghaus wurde im 16. Jh. erweitert und vergrößert zum Winkelbau mit Treppenturm, großen Kreuzstock – und Querstockfenstern, von denen drei sowie die Reste eines Aborterkers in der westlichen Außenwand erhalten sind. Von der Innenstruktur sind diverse Spuren geblieben, aufgrund derer Deckenhöhen, z. T. Eingänge, Fensternischen, ein Kamin und ein Abort sowie verschiedene originale Wandoberflächen (Putze) erfasst werden können.

Der ehemalige Zwinger von der Nordseite des Burghauses ist spätestens im 16. Jh. angelegt worden und wurde in der Folgezeit mit dem noch erhaltenen Schwibbogen -/ Kappengewölbe überdeckt; Reste der älteren Burgnordmauer begrenzen den Zwingergang nach Süden.

Die ehemalige Vorburg (heute Hofteil Adam) wurde im 17./frühen 18. Jh. auf dem Grundriß der Vorgängeranlage vollständig erneuert. Das bereits im ersten Viertel des 18. Jh. laut der zuverlässigen Zeichnung von R. Roidkin teilweise ruinöse Herrenhaus wurde im 19. Jh. weitgehend erneuert und stark verändert. Der Treppenturm im Winkel zum Südflügel verschwand, der Südflügel wurde zum Kuhstall umgebaut. Die Hofseite des verbliebenen Westflügels wurde in der heute noch vorhandenen achtachsigen Aufteilung erneuert, das alte Wappen wiederverwendet. Von den Kellern wurde der südliche beibehalten und mit einem neuen flacheren Gewölbe versehen, die anderen Keller sind verfüllt. Über dem Zwinger wurde eine Scheune erbaut und später zum Kuhstall eingerichtet. Die Scheidemauer zur östlichen Hofhälfte, der ehemaligen Vorburg, verdeckte man mit dem vorgebauten Pferdestall, den abgebrochenen Torturm ersetzte man nach der Jahrhundertmitte durch das bestehende Torgebäude.

Die Veränderungen im 20. Jh. betrafen die Gräben im Norden und Osten (zugeschüttet) sowie Beseitigung von Kriegs – und Brandschäden (1945 und 1973). Die erhaltenen historischen Bestandteile erlauben dennoch, wie oben dargestellt, eine anschauliche Vermittlung der Burggeschichte.

Im Sinne des DSchG ist daher die ehemalige Burg Hausen bedeutend für die Geschichte des Menschen,da sie als historische Herrschaftsarchitektur einen wesentlichen, viele Jahrhunderte umfassenden Abschnitt von Landes – und Sozialgeschichte mit weitreichendem Einfluß bis in die moderne Gesellschaft repräsentiert.

Die Bedeutung für die Region um Heimbach und Nideggen resultiert aus dem beträchtlichen Anteil, den die befestigten Adelssitze wie eben die Burg Hausen an der Kultvierung des Landes, der Sicherung und dem Ausbau von Verkehrswegen und Siedlung hatten. Die Entwicklung der genannten Hauptorte war auf den Schutz solcher kleinerer Burgen und auf ihre Funktion als kleinräumige Verwaltungszentren angewiesen.

Für die Erhaltung und Nutzung der Gebäude liegen wissenschaftliche Gründe vor, denn die vorhandene historische Substanz bietet für die Architektur -, Bau – und Burgengeschichte vielfältigen Anhalt zu Forschung und Lehre. U. a. manifestiert die Burg Hausen den typologisch bedeutsamen Schritt von der schwach befestigten kleinen Ministerialenburg des 14. Jh. zum talbeherrschenden Ansitz mit Einrichtung für weittragende Gewehre und leichtere Geschütze, wofür beispielweise der Zwinger installiert wurde.

Auch sind die erhaltenen Reste mit ihren handwerklichen und technischen Details sehr aussagekräftig in Bezug auf historische Bautechniken.

Nicht zuletzt sind städtebauliche Gründe festzustellen; Landschaft und Architektur der Stadt Heimbach werden von den kleinen Orten mit ihrer maßstäblich einheitlichen und landschaftsgebundenen Bauweise bestimmt, diese wiederum von den dominierenden ehemaligen Adelsitzen. Das von vielen und teilweise sehr bedeutenden Burganlagen begleitete Rurtal wird in seiner historischen Dimension vor allem eben diese Burgen anschaulich und erlebbar.