Denkmale in der Stadt Mönchengladbach |
||
Nr. B 175 |
||
Standort: Blücherstraße 6, D 41061 Mönchengladbach - Mitte GPS: 51o 11' 50,1" N 06o 26' 12,6" O Zuständigkeit: Stadt Mönchengladbach Baujahr: Planung 1958, Neubau 1960-1964 Tag der Eintragung als Denkmal 20. September 2013 Quellenhinweis: Teilbeschreibung der Denkmalbehörde
|
|
Stadtbibliothek Mönchengladbach
Denkmalbeschreibung: Die Stadbibliothek liegt nordöstlich
des mittelalterlichen Stadtkerns im gründerzeitlichen
Stadterweiterungsgebiet an der Blücherstraße / Kaiserstraße gegenüber
dem Adenauerplatz. Das Grundstück der
Stadtbibliothek nimmt etwa ein Viertel des Häuserblockes zwischen
Albertusstraße, Kaiserstraße, Blücherstraße und Regentenstraße ein
und greift L-förmig tief in die Mitte des Blockes aus. Die ansonsten
geschlossene Blockrandbebauung wird durch die begrünten Freiflächen
vor der Stadtbibliothek entlang der Blücherstraße und auf der Ecke zur
Kaiserstraße aufgelockert. Auch in der Blockmitte schließt sich eine
begrünte Freifläche an das Bibliotheksgebäude an. Die Baumassen sind im
Grundriss in Form von zwei unterschiedlich großen L-förmigen und einem
rechteckigem Baukörper so zueinander angeordnet, dass zwischen ihnen
ein quadratischer Innenhof entsteht. Der größere L-förmige Baukörper
bildet vor sich die Freifläche zur Blücher- und Kaiserstraße aus. Der
kürzere Flügel dieses Bauteils springt dabei weit gegen die Blücherstraße
vor. Städtebaulich ist die begrünte und mit Bäumen bepflanzte Freifläche
an Blücherstraße und Kaiserstraße wirksam als eine Erweiterung des
Adenauerplatzes, dessen Blockrandbebauung an dieser Stelle aufgebrochen
wird. Die Bibliothek ist gestaltet
als ein Ensemble aus unterschiedlich großen, in ihren Oberflächen
unterschiedlich charakterisierten kubischen Bauteilen mit Flachdächern.
Entsprechend den Prinzipien der funktionalistischen modernen Architektur
ist diese Gestaltungsweise durch die Zuordnung unterschiedlicher
Funktionen zu den einzelnen Bauteilen begründet. Bei der
Stadtbibliothek sind die Prinzipien funktionalistischer moderner
Architektur auf architektonisch gelungene und abwechslungsreiche Weise
umgesetzt worden. Der größere, zweigeschossige L-förmige Bauteil enthält
in seinem kurzen Flügel das Eingangsfoyer und im Obergeschoss den
ehemaligen Vortragssaal. Die Bibliothek wird nach wie
vor durch das weitgehend verglaste Erdgeschoss des Eingangsflügels und
das dahinterliegende weiträumige Foyer erschlossen. Die ursprüngliche
Raumaufteilung ist in allen Geschossen fast vollständig erhalten. Die am meisten frequentierten
Besucherräume der Stadtbibliothek befanden sich also sinnvoller weise
ursprünglich alle auf einer Ebene im Erdgeschoss und waren alle vom
zentralen Foyer aus erschlossen. Vom Foyer aus gelangt man über eine
Treppe hinter der Mosaik-Hauptthekenwand ins Obergeschoss mit den ursprünglich
nicht für die Bibliotheksnutzung vorgesehenen aber öffentlich
genutzten Räumen, dem Vortrags- und dem Ausstellungssaal, die beide
heute als Bibliotheksräume mit genutzt werden. Der Vortragssaal ist
durch künstlerisch gestaltete Ätzglasscheiben vor den anderen Räumen
ausgezeichnet. Vom Haupttreppenhaus gelangt man auch in die Räume der
Bibliotheksverwaltung. Die baufeste Ausstattung
(Fenster, Böden, Türen, Wandmosaik, künstlerische Glasgestaltung) der
Stadtbibliothek ist sehr weitgehend erhalten geblieben. Erneuert wurden
die Böden in den heutigen Freihandbereichen (auch ehem. Lesesaal,
Vortragssaal und Ausstellungsraum) und die Fenster im Bereich der
Kinder- und Jugendbibliothek zum Atrium und des Lesesaals zum Garten
hin. Besonders die aus der Bauzeit erhaltenen Vorhangfassaden sind von
Bedeutung für das Erscheinungsbild der Stadtbibliothek. Von den
bauzeitlichen Bibliotheksmöbeln haben sich die Regale im Magazinturm
und die Schrankwand im ehemaligen Lesesaal erhalten. Die Schrankwand
enthält auch einen Durchgang zum Magazinturm. Auf ähnliche Weise wie
in der Schrankwand der Durchgang zum Magazinturm, ist auch in dem über
dem ehemaligen Lesesaal liegenden ehemaligen Ausstellungsraum der
Durchgang zum Magazinturm durch eine schrankartige Rahmung aus dunklem
Holz eingefasst. Diese beiden Holzeinbauten sind Bestandteil der
denkmalwerten baufesten Ausstattung der Stadtbibliothek. Geschichte
der Stadtbibliothek in Mönchengladbach 1904 beschloss man die
Einrichtung einer Stadtbücherei in Mönchengladbach. Sie wurde 1905 für
den Publikumsverkehr eröffnet und befand sich im Erdgeschoss des
Rathauses Abtei. 1926 stifteten Reinhold Brandts, der Sohn des
Textilfabrikanten Carl Brandts, und seine Ehefrau Paula das
herrschaftliche Wohnhaus seiner Eltern in der Kaiserstraße 47 der Stadt
Mönchengladbach für die Unterbringung einer Stadtbibliothek. In den
Jahren 1927-1933 befand sich die Stadtbibliothek in dem Gebäude in der
Kaiserstraße. Von 1933 bis 1964 war die
Stadtbibliothek in der Bismarckstraße 99 untergebracht. Das Haus
Bismarckstraße 99, die ehemalige Dienstwohnung des Oberbürgermeisters,
wurde 1933 als "Haus für Wissenschaft und Forschung"
eingerichtet. Mit der Unterbringung in der Bismarckstraße fand eine
Zweiteilung in den Bereich der Stadt- bzw. Volksbibliothek im
Erdgeschoss und den Bereich der wissenschaftlichen Sammlung in den
Obergeschossen statt. Diese Zweiteilung sollte später auch die
Gestaltung des Neubaus in der Blücherstraße prägen. In der
Bismarckstraße stand dementsprechend neben einem allgemeinen Lesesaal
auch ein separater Raum für die ungestörte wissenschaftliche Arbeit
zur Verfügung. 1933 wurden auch die Mittel für die Durchführung
regelmäßiger Vorträge und anderer Veranstaltungen der
Volksbildungsarbeit bereitgestellt. Wahrscheinlich standen den Nutzern
auch Terrasse und Garten bei gutem Wetter als Lesebereiche offen. Auch
diese beiden Aspekte fanden bei der Planung des neuen Bibliotheksgebäudes
in der Blücherstraße Berücksichtigung. 1933 übernahm die
Stadtbibliothek die Bibliothek des Volksvereins für das katholische
Deutschland. Der Verein war 1933 im Rahmen der Gleichschaltung des
Staates aufgelöst worden. Die ursprünglich 86.000 Bände umfassende
Bibliothek genoss damals schon überregionales Ansehen als
sozialwissenschaftliche Fachbibliothek. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs stieg die wissenschaftliche Nutzung der
Volksvereinsbibliothek deutlich an. Ihre Bestände konnten allerdings in
der Bismarckstraße 99, die sich die Bibliothek nach dem Krieg zeitweise
mit anderen städtischen Institutionen teilen musste, nicht adäquat
erschlossen werden. Die durch Kriegszerstörungen um ca. 3.000 Bände
dezimierten allgemeinen Bestände der Stadtbibliothek – die
Volksvereinsbibliothek war 1944 ausgelagert worden - wuchsen nach dem
Zweiten Weltkrieg rasch wieder an, sodass sich bald in der Bismarckstraße
99 eine allgemeine Raumnot bemerkbar machte. Sie stand u. a. auch dem
Wunsch nach der Umsetzung des seinerzeit in Deutschland innovativen
Modells der Freihandbücherei entgegen, wie sie u. a. bereits seit 1951
in den Nebenstellen der Stadtbibliothek in Rheindahlen, Neuwerk und
Hardt praktiziert werden konnte. Planungs-
und Baugeschichte Seit 1958 konkretisierten
sich die Planungen für einen Bibliotheksneubau. Im Januar 1960 fiel die
Entscheidung für das Grundstück des im Krieg zerstörten Brandts'schen
Hauses als Standort der neuen Stadtbibliothek. Am 26.09.1960 wurden die
Bauarbeiten begonnen. Nach dem beruflich bedingten Wechsel des
Entwerfers Fridolin Hallauer nach Solingen wurden die weiteren Arbeiten
fortgeführt in enger Zusammenarbeit zwischen dem städtischen
Hochbauamt unter seinem Leiter Stadtbaudirektor Fritz Baresel und dem
freischaffenden Mönchengladbacher Architekten Konrad Bayer, der die
Verantwortung für die Bauausführung übernahm. Am 09.04.1964 wurde die
Stadtbibliothek in der Blücherstraße feierlich eingeweiht. Die Stadtbibliothek ist
weitestgehend original erhalten. Verändert wurden: - das Foyer durch Abbau des
Katalogs (Zettelkästen), den Abbau der Glastüren zu den
Freihandbereichen (linkerhand: Jugendbereich, rechterhand:
Erwachsenenbibliothek), die Aufstellung einer automatisierten Buchrückgabe,
die auch von außen bestückt werden kann, - die Nutzung des ehemaligen
Vortragssaals und des Ausstellungssaals durch Einbeziehung in die
allgemeine Bibliotheksnutzung. Begründung
des Denkmalwertes gem. § 2 DSchG NW Die Stadtbibliothek (Blücherstraße
6 / Kaiserstraße 47) ist bedeutend für die Geschichte des Menschen als
bauliches Zeugnis für das Bemühen um einen gesellschaftlichen Wandel
nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland. Ihre auf Offenheit, Übersichtlichkeit
und Transparenz angelegte Struktur, die eine freie Zugänglichkeit aller
Medien für alle Nutzer gleichermaßen ermöglicht, bringt mit ihrer
Gestaltung des Bautypus Bibliothek die Werte einer offenen,
demokratischen Gesellschaft zum Ausdruck. Die Stadtbibliothek (Blücherstraße
6 / Kaiserstraße 47) ist bedeutend für Mönchengladbach als wichtiges
Zeugnis für den Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstörungen des
Zweiten Weltkriegs sowie als Zeugnis für deren städtebauliche
Gestaltung. An der Erhaltung und Nutzung
Stadtbibliothek (Blücherstraße 6 / Kaiserstraße 47) besteht aus
wissenschaftlichen, hier architektur- und ortsgeschichtlichen sowie aus
städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Architekturgeschichtliche
Gründe Bei der Stadtbibliothek Mönchengladbach
handelt es sich um ein gut erhaltenes, architektonisch qualitätsvoll
gestaltetes und in Bezug auf das Raumprogramm vorbildliches Beispiel für
einen Bibliotheksbau der ersten Nachkriegsmoderne, der sowohl als
Volksbibliothek als auch als wissenschaftliche Bibliothek genutzt werden
sollte. Aus den bisherigen Ausführungen
folgt, dass die Stadtbibliothek aus architekturhistorischen Gründen
erhaltenswert ist als gut erhaltenes, qualitätsvoll gestaltetes,
zeittypisches Beispiel für einen ambitionierten Bibliotheksneubau der
späten 1950er und frühen 1960er Jahre in Deutschland. Ortsgeschichtliche
Gründe Das Gebäude der
Stadtbibliothek ist erhaltenswert aus ortsgeschichtlichen Gründen als
anschauliches und qualitätsvolles Zeugnis für die Bemühungen der
Stadtverwaltung um eine moderne Gestaltung des Wiederaufbaus der Stadt Mönchengladbach
in den 1950er und frühen 1960er Jahren. Städtebauliche
Gründe Die Stadtbibliothek Mönchengladbach
ist erhaltenswert aus städtebaulichen Gründen als anschauliches
Zeugnis für die gelungene Umsetzung städtebaulicher Leitideen der
Nachkriegszeit, wie Auflockerung älterer Stadtstrukturen durch die
Schaffung von Freiräumen, das Aufbrechen der Blockrandbebauung und die
Freistellung einzelner Gebäude. Der Denkmalumfang umfasst das
Gebäude der Stadtbibliothek in Substanz und Erscheinungsbild einschließlich
der baufesten Ausstattung aus der Bauzeit (Türen, Fenster, Böden,
Wandmosaik von Joachim Klos), der Figurengruppe "Gespräch"
von Peter Haak sowie die das Gebäude umgebenden Freiflächen.
|