Denkmale in der Gemeinde Brüggen

Lfd.-Nr. 60

 

Standort:

Friedhof Brüggen, D 41379, Brüggen

GPS:

5114' 41,6" N   06o 10' 58,0" O

Zuständigkeit:

Gemeinde Brüggen

Baujahr:

1925 - 27

Tag der Eintragung als Denkmal

16. September 2005

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Ehrenmal Kurt Schwippert

 

Denkmalbeschreibung:

Entstehungsjahr: 1925-27; 1953 (Wiederaufstellung)

Künstler: Kurt Schwippert

Durch Vermittlung des Bildhauers Heinrich Nauen erhielt Kurt Schwippert 1925 den Auftrag ein Kriegerehrendenkmal in der Gemeinde Brüggen. Dies war der erste öffentliche Auftrag für den in Solingen geborenen Künstler (1909-1983), seinerseits noch Schüler in der Meisterklasse von Richard Langer an der Kunstakademie in Düsseldorf. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Bruder des vier Jahre älteren Architekten Hans Schwippert einer der bedeutenden Bildhauer des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Lehrer an verschiedenen Werkkunstschulen, Professor, Träger vieler Auszeichnungen etc., dessen Schaffen in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen dargestellt und gewürdigt ist.

Das Ehrenmal, ausgeführt als rötlicher Steinguss, ist laut Werkverzeichnis insgesamt ca. 175 cm hoch und misst in größter Ausdehnung ca. 100 cm Breite. Ursprünglicher  Aufstellungsort war die Burg in Brüggen.

Es handelt sich um eine allansichtige „Rundplastik, drei... Männer zu einer Kernkomposition vereint, die durch drei Straßen vorgegeben war, die auf den ursprünglichen Standort der Plastik zuliefen.“ Die Plastik ist dabei oberhalb der zugehörigen dreieckigen Bodenplatte (der gemauerte Sockel darunter erneuert) stilistisch zweigeteilt. Die Körper der drei Männer, in Kopf- und Brustbereich in weichen naturalistischen Formen dargestellt, gehen im unteren Teil in expressionistisch-prismatische Körper über, die aus der geknickten Bein- und Körperhaltung des Niedersinkens (oder auch: des Emporsteigens) entwickelt sind. Die Haltungen entsprechen denen früherer Werke von Schwippert, die „Schmerz“ oder „Auferstehender“ betitelt sind, womit auch der Ausdrucksgehalt der Brüggener Figuren umschrieben ist. „Während die Körper der drei Gestalten und ihr Ausdruck, weit entfernt von allem Heldenpathos, eine außerordentlich sensitive, lyrisch-friedliche und bei diesem Denkmal trostreiche Haltung zur Geltung bringen, bildet der scharfgratige, prismatische und dynamische untere Teil dazu einen heftigen Kontrast. In diesem von der Vorstellung des Widerstreits abstrakter Kräfte bestimmten Formbereich scheint gleichsam die Heftigkeit des Kriegsgetümmels nachzuhallen. Umso überzeugter wirkt die große Ruhe der gegeneinander gelehnten Toten im oberen Teil des Denkmals“ (Werkverzeichnis K.S., S. 26).

Das Brüggener Ehrenmal repräsentiert den in den 1920er Jahren durchaus verbreiteten Typus des un- bzw. sogar anti-heroischen Soldaten zugesprochene Eigenschaften. Verbunden mit seiner avancierten Formgebung, die schon diesem Frühwerk den bedeutenden Künstler widerspiegelt, gab es schon bei seiner Aufstellung 1927 Akzeptanzschwierigkeiten. 1937 wurde es von den Nationalsozialisten als „entartet“ abgeräumt und durch ein neues Ehrenmal ersetzt. Durch persönliche Initiativen konnte es nach dem Zweiten Weltkrieg sichergestellt und 1953 als Bestandteil einer neuen Ehrenanlage wiederaufgebaut werden (zur Rezeptionsgeschichte ausführlich s. den untenstehenden Auszug aus Nabrings 1996).

Auch wenn Steingusstechnik und der zumindest teilweise stark expressionistische Stil bei Kurt Schwippert später keine nennenswerte Rolle mehr spielten, also eher den Frühwerkcharakter des Brüggener Ehrenmals unterstreichen, fügt es sich insgesamt doch nahtlos in das bedeutende Schaffen dieses Bildhauers ein. Insbesondere die Auseinandersetzung mit der stehenden menschlichen bzw. aufgerichteten Figur, die geschlossene Komposition und der anti-monumentale Habitus der eher unterlebensgroßen Figuren ziehen sich als roter Faden durch sein Oeuvre und sind auch in Brüggen prägend.

Als künstlerisch anspruchsvolles Ergebnis des öffentlicher Auftrags für einen bekannten Künstler in Verbindung mit seiner in der Geschichte des 20. Jahrhunderts verwurzelten Rezeptions- und Aufstellungsgeschichte ist das Ehrenmal in Brüggen bedeutend für die Geschichte des Menschen und für Brüggen. An seiner Erhaltung besteht aus den dargelegten künstlerischen und wissenschaftlichen, hier kunstgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um ein Baudenkmal.