Denkmale in der Stadt Kempen

Lfd.-Nr. 253

 

Standort:

Arnoldstraße 13, D 47884, Kempen

GPS6

5122' 05,4" N   06o 25' 36,8" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1901

Tag der Eintragung als Denkmal

28. August 1995

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Eisenmöbelfabrik L. & C. Arnold in Kempen

        

Denkmalbeschreibung:

1. Bedeutung

Die Firma L.&C. Arnold ist ein Beispiel für einen Zweig der industriellen Produktion, der darauf ausgerichtet war, in der Vergangenheit handwerklich erzeugte Produkte seriell herzustellen, um sie damit über Massenproduktion einem wachsenden Markt in der Industriegesellschaft zugänglich zu machen. Dieser Vorgang wurde von der zeitgenössischen Zivilisationskritik zunächst mit großen Vorbehalten begleitet und wurde erst als Teile unserer Kultur in den 20er Jahren anerkannt. Stahlrohre als Konstruktionselement der neuartigen Möbel spielte dabei eine überragende Rolle, prägte insbesondere das Stuhldesign der Avantgarde jener Zeit, aber auch die Alltagskultur in Krankenhäusern, Sanatorien etc.

Die Firma Arnold dokumentiert mit ihrem Werk in Kempen den Herkunftsort dieser Produkte und vermittelt mit der Größe der Werksanlagen einen Eindruck von der Bedeutung dieses Produktionszweiges.

In der architektonischen Ausbildung zeigt das Werk Kempen eine qualitätsvolle Backsteinarchitektur des Historismus. Bemerkenswert ist der Übergang von den althergebrachten Segmentbogenfenster zu den schon 1901 verwendeten großen Rechteckfenstern, die eine günstigere Belichtung der Fabrikräume ermöglichten und zusammen mit den Wandvorlagen eine das innere Konstruktionssystem spielende Rasterarchitektur im Fassadenaufbau ergeben und auf die zukünftige Architektur der klassischen Moderne verweisen. Die betrieben Bauten sind daher für die Entwicklung der Architektur von Bedeutung. Das Werk L.&C. Arnold lieferte schließlich einen Beitrag für die Industrialisierung des Niederrheins und der Stadt Kempen.

Die Gebäude 6, 9, 9a, 4 und 5 sowie Schornstein und Wasserturm (siehe Lageplan) werden unter Denkmalschutz gestellt. Es handelt sich um die Hauptgebäude des ursprünglichen Fabrikkomplexes sowie der ersten größeren Erweiterung. Diese Gebäudeteile sind relativ wenig verändert und sind die wesentlichen Elemente des Fabrikkomplexes mit einem sehr hohen Zeugniswert. Mit ihren westlichen und südlichen Fassaden sind sie das überlieferte Erscheinungsbild des Fabrikkomplexes schlechthin und bezüglich ihres städtebaulichen Erscheinungsbildes von absolut überragender Bedeutung.

Das Werk der Firma L.&C. Arnold in Kempen ist in den beschriebenen Teilen bedeutend für die Geschichte des Menschen für die Entwicklung der Produktions- und Arbeitsverhältnisse und für die Geschichte der Stadt Kempen.

Seine Erhaltung liegt aus architektonischer, städtebaulichen wissenschaftlichen und stadtgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.

 

2. Beschreibung

Die Fabrikanlage in Kempen von 1901 hatte optisch drei wesentliche Bezugspunkte: die parallel zur Bahnlinie entstehende dreigeschossige Endmontage, die Lackiererei mit Schlosserei, der axial ein Wasserturm in reichhaltiger Backsteinarchitektur vorangestellt wurde und die Gießerei mit prächtiger Giebelausbildung zur Bahnlinie. An der vorbeiführenden Straße, dem Werkseingang zugeordnet, wurde das Verwaltungsgebäude errichtet. Das für die Firmengeschichte so wichtige Rohrwerk von 1905arrondiert die Werksanlage im Osten. Die Werkserweiterung von 1910 (Endmontage) und 1914/15 (Lackiererei) ergaben eine neue, aus drei Giebeln sich bildende Hauptschauseite, in der ein vorgelagerter Treppenturm einen ähnlichen Akzent setzt, wie zuvor der Wasserturm bei der Gründungsanlage.

Fertigung/Endmontage und Versand, 1901 um 1910; Arch.: Salzmann

(Gebäude Nr. 6; die Nummerierung folgt dem Schema der Firma Arnold; Siehe Lageplan)

Entlang der Gleisanlagen entwickelt sich der dreigeschossige Backsteinbau mit Satteldach in Monumentaler Längenerstreckung. Auffälligstes Gliederungsmittel ist der Wechsel zwischen den roten Ziegelsteinen für Wandflächen und die schwach vortretenden Wandpfeiler zwischen den Fensterachsen und den gelben Ziegeln für Stürze, bandartige Streifen im Mauerwerk und das metopenartige Traufgesims. Im Erdgeschoß befinden sich Rechteckfenster mit Stürzen aus Doppel- T -Eisen und in den beiden Obergeschossen Segmentbogenfenster, die zwillingsweise zusammengefasst sind. Weitgehend erhaltene gusseiserne Sprossenfenster. Besonders betont ist der Südgiebel mit zinneartigen Fialen über den Eckpfeilern und treppenförmig gestuftem Mittelteil. Der Nordgiebel war ähnlich gegliedert.

Bei dem 9-achsigen Ursprungsbau von 1901 (nördliche Sektion des Baukörpers) wird das system des Fassadenaufbaus in der Mittelachse unterbrochen mit großen ungeteilten segmentbogigen Fenstern und Rechtecköffnung im Erdgeschoß. Diese Partie war ursprünglich übergiebelt.

Die beiden von 1901 und aus der Zeit um 1910 stammenden Bauteile haben jeweils eine Innenkonstruktion aus Gusseisensäulen in zwei Reihen und Betondecken auf Doppel- T -Trägern.

Das Gebäude ist in baulicher Hinsicht relativ wenig verändert. Die zum Bahnhof hin orientierte westliche Längsseite des Gebäudes sowie der Südgiebel sind für die Erweiterung des Gesamtkomplexes von ganz herausragender Wichtigkeit und in stadtbildprägender Hinsicht von besonderer Bedeutung.

Lackiererei/ Schmiede, 1901/02 Arch.: Salzmann (Gebäude 9 bzw. 9a)

Dreigeschossiger Backsteinbau auf T- förmigem Grundriß mit Satteldächern. Wechsel von rotem Mauerwerk für Wände und Wandvorlagen mit gelben Ziegeln für bandartige Streifen. Kräftiges Traufgesims mit Klötzchenfries. Große Rechteckfenster mit Stürzen aus Doppel - T –Profilen und kleinteiligen Metallsprossen. Über der Südfassade thronen zwei aufwendig gestaltete Giebel mit mächtig wirkenden Fialen über den Wandvorlagen und treppenartig gestalteter Mittelzone. Innenkonstruktion aus später ummantelten Gußstützen und Betondecken. Der Gebäudekomplex ist im wesentlichen unverändert. In einigen Bereichen sind die ursprünglichen Decken durch neue Stahlbetondecken ersetzt. Durch diverse kleinere untergeordnete Anbauten ohne besonderen Zeugniswert ist der Gebäudekomplex zum Teil verbaut auch der Übergangsbau zum Wasserturm ist zum Teil neu und wirkt sehr fremd. Als ein zentrales Bauteil aus der Gründungsphase wirkt sehr fremd. Als ein zentrales Bauteil aus der Gründungsphase der gesamten Fabrikanlage kommt der Gebäudekomplex eine besondere Bedeutung zu.

Wasserturm, 1901; Arch.: Salzmann   (Gebäude W)

Axial der Lackiererei vorgelagerter, massiv in Backstein gemauerter Turmbau auf Rechteckgrundriß im Satteldach. Flächengliederung der Fassade durch ein System zurückliegender, segmentbogig überfangener Wandfelder. Das Geschoß für die beiden ca. 20-30 m3 fassenden Wasserbehälter ist im Turmkopf leicht vorkragend ausgebildet.

Der Wasserturm diente zur Speicherung von Brauchwasser, das über zwei etwa 16 m tiefe Brunnen auf dem Werksgelände in die Behälter gepumpt wurde.

Der Wasserturm ist im Bereich des Satteldaches relativ starkverändert. Im Erdgeschossbereich haben diverse Veränderungen stattgefunden durch Anbauten untergeordneter Nebengebäude. Für das Erscheinungsbild der gesamten Fabrikanlage ist der Wasserturm in seinem Erscheinungsbild prägend.

Schornstein   (Gebäude S)

Der Schornstein ist trotz seiner reduzierten  Höhe für das gesamte Erscheinungsbild noch prägend.

Fertigung / ehem. Lackiererei, 1914/15; Arch.: Salzmann und Ganzlin   (Gebäude 4 und 5)

Kompakter Baukörper, der als Backsteinanlage auf U-förmigem Grundriß der alten Fabrik in Süden vorangestellt wurde und damit das Erscheinungsbild des Werkes an zentralen Werkshof gegenüber dem Verwaltungsgebäude prägt. Die drei Flügel sind mit Satteldächern gedeckt. Der Innenhof zwischen den drei Flügeln ist überbaut. Zwei Flügel präsentieren sich zum Werkhof mit Backsteingiebeln, so daß sich mit dem Giebel der Endmontage(um1910) eine monumentale Dreigiebelfront ergibt. Die Abfolge der Giebel wird unterbrochen durch einen aus der Fluchtvorspringenden Treppenturm mit Walmdach. 

Die Architektur dieses Erweiterungsbaus ist zurückhaltender als die Formensprache der Gründungsbauten. Das betrifft den Wechsel von rotem Mauerwerk und gelben Ziegelstreifen und die Detailformen. Nur ein Giebel lehnt sich schon in stark stilisierten Formen den System der älteren Fassadengliederung an mit Fialen über den Eckpfeilern, Giebeldreieck über der Mittelachse und Treppenfries unter dem Ortgang, Rechteckfenster mit nur noch teilweise erhaltenem

Engmaschigem Metallsprossenwerk, Innenkonstruktion aus Gusseisenstützen und Betondecken. Der Bau war 1914 als „Neubau Lackier-Anlage“ mit Schlosserei im Erdgeschoß mit Lackiererei

 Im Obergeschoß geplant. Heute befindet sich im Südgiebel ein Teil der Verwaltung.