Denkmale in der Stadt Kempen

Lfd.-Nr. 261

 

Standort:

Bergstraße 38, D 47884, Kempen - Tönisberg

GPS:

5124' 38,3" N   06o 29' 48,7" O

Zuständigkeit:

Stadt Kempen

Baujahr:

1880

Tag der Eintragung als Denkmal

1. Februar 2001

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Ehem. Volksschule in Tönisberg

        

Denkmalbeschreibung:

Die ehemalige Volksschule von Tönisberg, heute als städtisches Verwaltungsgebäude genutzt (z.T. vermietet), ist ein zweigeschossiges Backsteingebäude am südwestlichen Rand von Tönisberg. An der Gabelung von Bergstraße und Windmühlenweg gelegen, stellt es inmitten neuer Wohnhäuser des einzige historische Gebäude in seiner näheren Umgebung dar.

Die Eingangsfassade der Schule ist in Richtung auf den Ortskern von Tönisberg orientiert. Das etwas unharmonisch wirkende Erscheinungsbild des Baukörpers mit einem giebelständigen und einem größer wirkendem traufenständigen Flügel spiegelt eine Zweiteiligkeit wider, die in diesem Maße nicht von Anfang an gegeben war, sondern Ergebnis der Baugeschichte ist.

Laut den vom Heimatverein zusammengetragenen Informationen wurde die Schule 1880 nach einem Plan des Krefelder Architekten Wienges errichtet. Eine Skizze von 1885 zeigt den damals vorhandenen ursprünglichen Baubestand: einen zweigeschossigen Giebel, in den Abmessungen (wenn auch nicht in den Einzelformen) dem heutigen entsprechend , und einen nur eingeschossigen traufständigen Trakt, in dem sich der Schulsaal befand. Der giebelständige Hausteil diente in beiden Geschossen als Wohnung. Der Eingang befand sich an der selben Stelle wie heute, zwischen den beiden Hälften.

Ein 1912 aufgenommenes Foto zeigt dagegen bereits den heutigen Zustand, d.h. vor allem eine Aufstockung des Schulsaals um ein weiteres Geschoss und die schmückenden Eck- und Firstbetonungen des Giebels. Die Hinzufügung einer zweiten Klasse muss also wischen 1885 und 1912 erfolgt sein, wobei die ebenfalls hizugekommenen Schmuckformen eine Bauzeit in den 1890er Jahren wahrscheinlich machen. Durch die Aufstockung haben sich die Proportionen insofern umgekehrt, als dass der Saalteil nun den ursprünglich übergeordneten Wohnteil in seiner Wandfläche überragt.

Zusammen mit den typischen Geschoss- und Kranzgesimsen (Deutsches Band) sind die genannten Betonungen die einzigengestalteten Elemente an der ansonsten schmucklosen Fassade. Der Schulsaalteil besitzt fünf Achsen segmentbogiger hochrechteckiger Fensteröffnungen (die Fenster modern erneuert), in seiner linken EG-Achse befindet sich tief eingemischt und erhöht über einigen Stufen der Haupteingang mit einer alten zweiflügeligen (Holztür mit flachen Festons unter Glaseinsätzen). Der Giebel des Wohnteils besitzt drei Achsen gleichformatiger Fenster, darüber im Giebelfeld ist noch einmal ein Paar kleiner Fenster angeordnet.

Die ursprünglich flügelartige Gruppierung der beiden Bauteile ist heute durch einen rückwärtigen Anbau an den Saaltrakt zu einem im Grundriss kompakten Rechteck geschlossen. Dieser Anbau entstand möglicherweise schon mit der Aufstockung oder wenig später. Während die Wandflächen ringsum steinsichtig geblieben sind, besitzt der rückwärtige Giebel der Wohnung einen Zementputz. Die Dachflächen der beiden Satteldächer sind weitgehend geschlossen und haben keine Aufbauten.

Wichtigstes historisches Element im Inneren ist die Tatsache, dass die beiden Schulsähle im Grundriss ablesbar geblieben sind. Ferner sind zwei historische Treppen erhalten; die ältere im Wohnhausteil mit betontem Anfangspfosten und gedrechselten Stäben, die zweite hinter den Klassen ebenfalls mit Anfangspfosten und einer geschlossenen Brüstung.

Als ehem. Schule des Ortes Tönisberg ist das Gebäude Bergstraße 38 in Tönisberg bedeutend für Kempen. Inmitten ihrer heute baulich disparaten Ungebung vermag die Schule als einziges Gebäude einen erkennbar historischen Akzent zu setzen, zumal viele Einwohner Tönisbergs wohl noch tatsächlich hier ihre Schulzeit verbracht haben.

Architekturgeschichtlich kommt der Schule in Tönisberg keine hervorragende Bedeutung zu. Das etwas heterogene Äußere spiegelt das typische Wachstum einer Schule wider, das hier in Tönisberg nicht durch einen eigenständigen Erweiterungsbau, sondern durch eine Aufstockung ungesetzt wurde. Zusammen mit der ebenfalls typischen Reihung großer Fenster ist der Zweck des Gebäudes hier somit schon von außen eindeutig zu erkennen. Bis auf die unpassenden modernen Fenster ist die Eingangsfassade einschließlich Tür noch gut erhalten. Im Inneren zeugen der Grundriss mit der Lage des Eingangs und den vorhandenen beiden Klassenräumen sowie die Treppen von der historischen Nutzung. Der Zeugniswert insgesamt für ein ländlichen Schulgebäude des späten 19. Jahrhunderts ist daher trotz der erkennbaren Veränderungen noch intakt. Aus schulgeschichtlichen, vor allem aber aus ortsgeschichtlichen Gründen ist daher ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung der ehemaligen Schule gegeben.

Die ehemalige Schule in Tönisberg, Bergstraße 38 ist bedeutend für Kempen. An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, hier schul- und ortsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Sie ist daher gemäß § 2(1) des Denkmalschutzgesetzes NW ein Baudenkmal.

 

Beschreibung des Heimatvereins Tönisberg

Da die Dorfschule an der Vluyner Straße für die 201 Schulkinder des Ortes zu klein geworden war, baute die Gemeinde Tönisberg 1880 ein neues Schulgebäude mit Lehrerwohnung an der Hülser Straße. 1910 musste ein weiterer Klassenraum aufgestockt werden. Seit 1966 wird das Gebäude nicht mehr als Schule genutzt und 2007 verkauft. Das Haus wurde denkmalgerecht saniert und zu Wohnungen umgebaut.