Denkmale in der Stadt Kempen

Lfd.-Nr. 266

 

Standort:

Hülser Landstraße 34, D 47884, Kempen - St. Hubert

GPS:

5122' 57,7" N   06o 28' 15,1" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1861

Tag der Eintragung als Denkmal

26. November 2003

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Ehem. Spritzenhaus am Hannerhof in St. Hubert

        

Denkmalbeschreibung:

Der einfache Backsteinbau, vermutlich aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1861?), erhebt sich auf rechteckigem Grundriss und wird von einem ziegelgedeckten Satteldach überfangen. Seinem Zweck gemäß ist er zum vorbeiführenden Weg hin giebelständig angeordnet, mit breiter, segmentbogiger und einmal gestufter Öffnung. An Vorder- und Rückseite wird das Giebeldreieck durch ein Fries mit Deutschem Band nach unten abgeschnürt und durch ein halbrundes Okular geöffnet.

Das Innere ist ohne Einbauten und besitzt einen offenen Dachstuhl. Ein einzelner Ankerbalken trägt eine Inschrift „Gem. Orbroich 1861“.

Von der Denkmalinventarisierung wurde das Gebäude bislang irrtümlich als Heiligenhäuschen bezeichnet, obwohl örtlich zweifelsfrei die Zweckbestimmung als Spritzenhäuschen für die umliegenden Honnschaften überliefert ist. Das heutige Häuschen besaß wahrscheinlich bereits Vorgänger an selber Stelle. In den letzten Jahren leer stehend bzw. als Stall genutzt, diente es ursprünglich zur Unterbringung der Feuerlöschspritze, welche frühestens seit dem 16. Jahrhundert, am Niederrhein seit etwa der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert das Handlöschwesen abgelöst hatte. Nach städtischen Anfängen sind im 18. Jahrhundert dann auch  Feuerlöschspritzen in den Landgemeinden überliefert.

Für St. Hubert berichtet die Festschrift zur 75-Jahr-Feier der Feuerwehr (1957): „Die älteste Nachricht über die Anschaffung einer Brandspritze für die Honschaft Orbroich datiert vom 21. März 1756“. Damals haben sich der Scheffe Matteias Kauertz  und die Honnschaftsmänner Arnoldus Hanners, Hendricus Steiger, Alexander Louschen, Petter Pilters und Jacobus Gneigen, mit den Meistern Jacobus und Steffen Matthias Mauritzius „in ein accort gestellt, also daß die Zwei Unterschriebenen Meister ein Brand Spött sollen verfertigen auf selbige art die Hülsische. (...).“  1838 war eine der seinerzeit insgesamt drei in der Bürgermeisterei St. Hubert vorhandenen Spritzen bereits in einem Spritzenhaus beim Hannerhof untergebracht.

Die Bauten für ihre geschützten Unterbringung ähnelten auf den ersten Blick zeitgenössischen Heiligenhäuschen, sind aber z.B. durch die größeren Tore zum Ein- und Ausfahren der Spritzen von diesen zu unterscheiden. In näherer Umgebung ist ein Spritzenhaus aus dem 18. Jahrhundert (1772) noch in der Hofschaft Kehn (heute: Tönisvorst erhalten und als Denkmal geschützt; ein weiteres aus Voesch (1779) befindet sich heute in Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath. Ebenso wie diese dokumentiert das grundsätzlich gut erhaltene Häuschen am Hannershof eine wesentliche Entwicklung im frühen Feuerlöschwesen, zugleich einer wichtigen gemeinschaftsbildenden Infrastruktureinrichtung vergangener Jahrhunderte. Hieraus ergeben sich ortsgeschichtliche und volkskundliche Bedeutung.

Als Zeugnis des ländlichen Feuerlöschwesens in der Honschaft Orbroich ist das Spritzenhaus am Hennershof in St. Hubert bedeutend für Kempen. Am seiner Erhaltung und Nutzen besteht aus wissenschaftlichen, hier ortsgeschichtlichen sowie aus volkskundlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um ein Denkmal.