Denkmale in der Stadt Kempen

Lfd.-Nr. 267

 

Standort:

Siegfriedstraße 16, D 47884, Kempen 

GPS:

5122' 07,7" N   06o 25' 19,8" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1909 - 1910

Tag der Eintragung als Denkmal

26. November 2003

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Wohnhaus in Kempen

        

Siegfriedstraße 12 - 16

Denkmalbeschreibung:

Das Haus Siegfriedstraße 16 ist Teil einer geschlossenen Zeile zwei bis dreigeschossiger Wohnhausbauten, von denen insbesondere die benachbarten Gebäude Nr. 12-18 noch einen sehr anschaulichen Eindruck aus der Ursprungszeit der Straße um 1909 vermitteln. Nr. 14 und 16 sind ein in der Ansicht bis in Details spiegelsymmetrisch angelegtes Doppelhaus, das 1909-10 von dem Bauunternehmer Jakob Pegels errichtet wurde.

Die verputzte Fassade ist in drei Geschosse mit nicht durchgezogenen Fensterachsen aufgeteilt. Ein zwerchhausartiger Spitzgiebel durchbricht über der rechten Hälfte die Trauflinie. Das Erdgeschoss ist über dem Sockel durch Quaderputz ausgezeichnet und enthält in der rechten Achse den leicht eingenischten und über zwei Stufen erhöhten Eingang. Die übrige Fläche nimmt ein einzelnes, vierteiliges und mit Korbbogen geschlossenes Fenster des dahinter liegenden Wohnraumes ein. Unterhalb des Fensters zieren zwei rechteckige Kartuschenfelder die Brüstung, kleine ornamentierte Keilsteine betonen die Stürze von Hauseingang und Korbbogenfenster.

Auffallendstes Merkmal des Obergeschosses ist eindreiseitig gebrochener Erker, der trichterförmig zwischen Tür und Erdgeschoss-Fenster anläuft und mit einem geschweiften Dach bedeckt ist. Die Brüstung seines vorderen, hochrechteckigen Fensters ziert ein Fahnenhalter. Links des Erkers öffnet ein weiteres OG, welches als Geschoss-, Sohlbank- und Kämpfergesims eine flache Bänderung als Akzent aufweist. Im obersten Geschoss tritt links ein unter flachem Korbbogen eingenischter Austritt flach vor die Front. Rechts daneben, oberhalb des Erkers, leiten zwei schmale Hochrechteckfenster zum Spitzgiebel über, den eine Okulus-Blende schmückt.

An der einfachen verputzten Rückseite teilt sich das Haus mit seinem Pendant (Nr. 14) ein rechtwinklig angebauten, ebenfalls zweigeschossigen Flügel. Durch die originale Haustür mit gesprosstem Oberlicht betritt man einen in der Tiefe führenden Flur, der in seinem hinteren Teil die einläufig gerade nach oben führende ebenfalls originalen Holztreppe enthält. Die Decke des Eingangsflurs und der Durchgang zum Treppenhaus sind mit Mittelrosette bzw. Gurt auf Volutenkonsolen stuckiert. Bemerkenswertes festes Ausstattungsstück der Erbauerzeit ist ein vom Flur aus befeuerter Kachelofen im Wohnraum. Im gesamten Haus sind alte, z.T. durchgefensterte Türen mit den entsprechenden, leicht geohrten Zargenerhalten. Im Obergeschoss ist zum Garten hin auch noch ein originales dreiteiliges Fenster als Kastenfenster mit innenliegenden Klappläden vorhanden.

Das Haus ist vollständig unterkellert. Im Keller sind in einem Raum einige bunt zusammengestellte Ornamentfliesen in den Boden eingelassen, des weiteren  enthält er noch einen Luftschutzeinbau mit zahlreichen Luftschutztüren.

Das Gebiet nordöstlich der Burg und außerhalb der Ringstraße wurde nach 1890 erschlossen und gilt nach seinen Straßennamen als „Kurfürstenviertel“. Die Siegfriedstraße, benannt nach dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (gest. 1297), stellt die gerade Verbindung zwischen Kerkener Straße und Kleinbahnstraße dar. Zu ihrer Anlage heißt es im Verwaltungsbericht für die Jahre 1898 bis 1909, S. 233f.: „Um neues Bauland zu erschließen, hat der Kreis Geldern im Jahre 1905 auf seine Kosten einen Teil der von Kleinbahnstraße zur Aldekerkerstraße führenden projektierten Straße bis zum grünen Weg (90Meter lang) den ortsstatutarischen Bestimmungen entsprechend ausgebaut. Die Stadt hat die Straße in ihr Eigentum übernommen und am 20. Januar 1906 hat die Stadtverordnetenversammlung den Straßenteil in Gemäßheit des Ortsstatus vom 27. April 1882 unter Zustimmung des Bürgermeisters als für den öffentlichen Verkehr und Anbau fertig hergestellt erklärt. Am 28. August 1906 gab die Stadtverordnetenversammlung der neuen Straße den Namen „Siegfriedstraße“. Die nördliche Seite des fertiggestellten Straßenteils ist fast ganz zugebaut.

An der Siegfriedstraße befand sich u.a. die seinerzeit bedeutende chromolithgraphische Kunstanstalt Ferd. Wefers & Audiger (heute Nr. 26/28, ehem. Fabrikantenvilla und Produktionsgebäude).

Die Straße ist in ihrem östlichen Bereich bis zur Einmündung der von-Loe-Straße wegen der noch ursprünglichen Geschlossenheit ihrer historischen Bebauung Bestandteil des Denkmalbereichs Nr. 2 (Stadterweiterung Ringstraße und angrenzende Bereiche).

Das Haus ist ein außen und innen anschaulich erhaltenes Zeugnis eines typischen städtischen Reihenhauses der Stadtausbauphase um 1910. Seinen besonderen Wert bezieht es zum einen aus der Zugehörigkeit zu einem kleinen Ensemble ähnlicher Gebäude, zum anderen aus der beachtlichen Zahl erhaltener Ausstattungsdetails im Inneren, welche insgesamt noch einen Eindruck der Wohnkultur jener Zeit wiedergeben. Es ist daher bedeutend für Kempen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß $ 2(1) Denkmalschutzgesetz um ein Baudenkmal.