Denkmale in der Stadt Kempen

Lfd.-Nr. 271

 

Standort:

St. Peter 70, D 47884, Kempen - St. Peter

GPS:

5120' 50,4" N   06o 25' 58,1" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

Anfang des 19. Jahrhunderts

Tag der Eintragung als Denkmal

28. August  2007

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Peschkeshof in St. Peter

 

Denkmalbeschreibung:

Die Hofanlage St. Peter 70 in Kempen ist ein Baudenkmal im Sinne von §2 Denkmalschutzgesetz NW. Sie ist bedeutend für Kempen. An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, hier architektur- und siedlungsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Sachstand

Die Hofanlage St. Peter 70 wurde vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege im Rahmen der Schnellerfassung (Listeninventarisation) als Baudenkmal erfasst und 1983 zur Eintragung in die Denkmalliste beantragt. Das Benehmen zur Eintragung wurde 1994 festgestellt. Da die Eintragung bislang jedoch nicht erfolgt ist, wurde 2005 eine Neubesichtigung vorgenommen. Dabei wurde von Unterer Denkmalbehörde und Rheinischem Amt für Denkmalpflege übereinstimmend festgestellt, dass trotz einiger inzwischen erfolgter Veränderung ein Denkmalwert nach wie vor gegeben ist.

Geschichte

Über die Geschichte der Hofstelle konnten bislang keine weiter gehenden Informationen ermittelt werden. Anfang des 19. Jahrhunderts ist auf der Tranchot-Karte an dieser Stelle ein „Kimmerhof“ dargestellt, als große, grabenumwehrte Hofanlage mit insgesamt vier Gebäuden. Der Familienname „Kimmen“ ist für St. Peter jedoch bereits früher belegt, mindestens im 17. Jahrhundert. 1880 erscheint der Hof in den Akten als „Thoerenhof, dem Herrn Peschkens gehörig“. Heute ist die Hofstelle allgemein als „Peschkeshof“ bekannt.

Die heutigen Gebäude stammen augenscheinlich überwiegend aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, mit Einbeziehung älterer Teile.

Beschreibung

Die Hofanlage befindet sich unmittelbar an einem alten Weg von Kempen nach St. Tönis. Er ist Bestandteil der Hofschaft St. Peter, um die älteste Pfarrkirche des Kempener Landes, für die ein Ursprung im 9. Jahrhundert angenommen wird.

Es handelt sich um eine geschlossene Backsteinhofanlage, bestehend aus einem straßenbegleitenden Torhaus mit Durchfahrt, einen seitlich und rückwärtig rechtwinklig anschließenden Scheunen- und Stalltrakt sowie einem Wohnhaus mit in der Art eines T-Hauses anschließendem Stalltrakt (im Kern möglicherweise noch älter?). Neben der Hofanlage steht an der Straße ein weiteres eingeschossiges Einzelgebäude mit Zeltdach, nach Auskunft des Eigentümers möglicherweise ehemals Bestandteil einer Kegelanlage, da im Hof früher wohl auch eine Gaststätte untergebracht war.

Der Wohnteil ist zweigeschossig mit Satteldach, giebelständig zur Straße, von ihr jedoch hinter einem Vorgarten etwas abgerückt. Davor grenzt in Verlängerung des Torhauses eine Einfriedung aus Backsteinpfeilern mit Lanzettgitter das Grundstück zur Straße hin ab.

Das Wohnhaus, in 5:3 Achsen, besitzt eine zeittypische flache Lisenen- Gesimsgliederung, mit deutlich akzentuierter Traufgesimsausbildung. Ecken und First der Giebel einschließlich eines Dreieck-Mittelgiebels auf der fünfachsigen Langseite sind durch Aufbauten betont. Die hochrechteckigen segmentbogenförmigen Wandöffnungen sind einfach in die Wand eingeschnitten, die Fenster an der Langseite teilweise als Blenden ausgeführt.

Der Haueingang befindet sich in der rechten Achse der straßenseitigen Giebelseite, die originale zweiflügelige Eingangstür mit Oberlicht ist erhalten, ebenso charakteristische Details des Innenausbaus (z.B. Schmuckfliesen, Treppe; das Innere wurde bei o.a. Ortstermin nicht besichtigt). Die Fenster sind erneuert.

Auf der Rückseite des Wohnhauses wurde in jüngster Zeit ein Balkon samt Fenstertür angefügt.

Der anschließende Stalltrakt, dessen hohes Dach auf Firsthöhe des zweigeschossigen Wohnhauses geführt ist und optisch in dessen Zwerchhausgiebel mündet, ist in Längs- und Giebelseite mit kleineren Formaten ebenfalls durchfenstert und zum Hof hin durch ein segmentbogiges Tor geöffnet. Rückwärtig befindet sich unterhalb des Firstes ein moderner Dachfensterausbau.

Scheune und Torhaus, obzwar eingeschossig, besitzen annähernd  die Firsthöhe des Wohnhauses, so dass sich insgesamt ein stattlicher Gesamteindruck ergibt. Ihre r Backsteinwandflächen sind im wesentlichen ohne besondere Zier und allenfalls kleinteilig geöffnet (das Torhaus mit gereihten Blendfenstern zur Straße), so dass der Charakter als Wirtschaftsgebäude bzw. Torhaus ablesbar erhalten ist. In der Scheune ist die innere Holzkonstruktion mit Leitern erhalten. Die rückwärtigen Stallungen sind niedriger gehalten.

Im Randbereich der Hofstelle sind die alten Gräben noch ansatzweise erkennbar.

Wertung

Der Peschkeshof, St. Peter 70 in Kempen stellt in Substanz und Erscheinungsbild noch sehr anschaulich eine Hofanlage des ausgehenden 9. Jahrhunderts dar. Die genannten Veränderungen im rückwärtigen Bereich werden zwar als gestalterisch unglücklich, aber im Gesamtbestand nicht ausschlaggebend bewertet. Unmittelbar an der Straße gelegen und allseits von großer Fernwirkung, ist der Hof ein prägender Bestandteil der Hofschaft bei St. Peter, die insgesamt ein gut erhaltener und attraktiver Kulturlandschaftsausschnitt ist. Er ist daher bedeutend für Kempen. Als anschauliches Zeugnis der Bauernhofarchitektur des späten 19. Jahrhunderts sowie der Siedlungsgeschichte an historisch bedeutender Stelle des Kempener Landes besteht an Erhaltung und Nutzung des Hofes aus wissenschaftlichen, hier architektur- und siedlungsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß §2 Denkmalschutzgesetz NW um ein Baudenkmal.