Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 115 |
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Standort: Süchtelner Straße 188, D 41747 Viersen - Oberrahser GPS: 51o 16' 09,3" N 06o 22' 46,7" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: um 1900 Tag der Eintragung als Denkmal 25. Juli 1986 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Ringofen in Oberrahser
Lagerraum im Ringofen Zugang zum Ofenbereich Denkmalbeschreibung: Bei dem um 1900 errichteten Ringofen an der Süchtelner
Straße handelt es sich um einen Sechzehn-Kammer-Ofen mit
Kohlenfeuerung. Über dem konisch sich verjüngenden, von sechzehn
rundbogigen Einsetzöffnungen durchbrochenen, ovalen Ofenkörper erhebt
sich ein Walmdach auf rechteckigem Grundriss. In Höhe der Oberkante des
Ofenkörpers ziehen sich einfache, auf Holzstützen ruhende, pultförmige
Schleppdächer an nördlicher und südlicher Längswand entlang. Die drei für den Ringofen typischen Ebenen der
Produktion, der Bedienung und des Wetterschutzes sind vollständig
erhalten. Die ringförmig über den Ofenkammern angeordneten Schür-,
Zug- und Beobachtungsöffnungen sind unverändert erhalten, und nicht,
wie an anderen Stellen häufig, durch spätere Umstellung auf Gas- oder
Erdölbetrieb beseitigt. Geschichte Ein Markstein in dieser Entwicklung war das Jahr 1858; in Rosslau an der Elbe wurde erstmals der Pferdegöpel durch eine Dampfmaschine ersetzt. Der Fortschritt war groß. Ein Handziegler hatte pro Stunde 150 bis 200 Normalziegel ausgeformt. Ein Pferdegöpel mit zwei Pferden und drei Mann brachte es auf 300 bis 400 Stück pro Stunde. Die Dampfziegelpresse mit einer Leistung von 20 PS schaffte dagegen bereits 3500 Ziegel pro Stunde. Der Wandel vollzog sich nun schnell. 1860 standen in Preußen in allen Betrieben der Branche Steine/Erden 97 Dampfmaschinen. Zehn Jahre später, 1870, waren es schon 361 und 1877 dann 648. Der Ziegelausstoß stieg im Deutschen Reich von
1884 bis 1896 um 223 Prozent. In dieser Zeit hatte das Personal
lediglich um 60 Prozent zugenommen. Die "Tonindustriezeitung"
schätzte für das Jahr 1906, dass von den da produzierten 26 Milliarden
Steinen noch 20 Prozent oder sechs Milliarden Stück von Hand geformt
wurden. Ein wichtiger Industriezweig, in dem 1895 2,7 Prozent aller
Erwerbstätigen oder 219.860 Personen tätig waren. 1875 waren es in
17.736 Lehm- und Tongruben erst 85.015 Arbeiter gewesen, in 20 Jahren
also eine Vermehrung des Personalbestandes um das Zweieinhalbfache. 1906
arbeiteten 10.900 Ziegeleien, davon waren ca. 5.000 Dampfziegeleien.
1896 waren insgesamt 10,5 Milliarden Ziegel in Deutschland produziert
worden sowie 450 Millionen Dachziegel, 143 Millionen Drainröhren mit 14
Millionen Tonröhren. In der Rheinprovinz hatte die Gewerbezählung von
1895 ergeben, dass in 4,2% der insgesamt etwa 1.200 Betriebe 12% der
Arbeiter beschäftigt waren, die Quantität der Produktion somit
eindeutig bei den Großbetrieben lag, die im Dauerbetrieb arbeiteten.
Neben dem Maschineneinsatz wurde dieser jahreszeitunabhängige Betrieb
vor allem durch die Entwicklung der Ofentechnik möglich gemacht. Nach Brogniart waren bereits die Chinesen 2.000 v. Chr. auf die Idee gekommen, die heißen Gase aus einer im Vollfeuer stehenden Brennkammer zum Vorwärmen des in einer weiteren Ofenkammer stehenden Brenngutes zu verwenden. Auch das Prinzip, das Brennmaterial von oben in die Heizkammern einzubringen, war hier schon vorgegeben. In der Landbaukunst berichtet Gilly von einem J. G. Müller, der 1776 auf diese Weise sechs Öfen miteinander in Verbindung gebracht hatte. Eine kreisförmige Anordnung mehrerer Öfen nahm 1839 der Maurermeister Amold in Fürstewalde vor, was einen ununterbrochenen ringförmigen Raum mit sieben Kammern ergab - für jeden Wochentag eine. Weitere Entwicklungen in dieser Richtung waren gefolgt, die von Gibbs 1841, von Villeneuve 1845, setzten sich aber nicht durch, da jeweils "der Erfinder es nicht verstand, für seine Erfindung Reklame zu machen", wie Klasen anmerkt. Dem Berliner Baumeister Friedrich Hoffmann, der zusammen mit dem Wiener Stadtbaurat A. Licht 1856 den ersten Prospekt für einen Ringziegelofen herausgab, sollte dies nicht passieren: Er gründete vorsorglich den "Deuschen Verein für die Fabrikation von Ziegeln, Thonwaren, Kalk und Zement" und erhielt im Mai 1858 das preußische, Anfang 1860 auch das bayerische und Württembergische Patent auf seinen Ringofen, 1867 auf der Pariser Weltausstellung sogar den begehrten Grand Prix. 1870 wurde das Patent aber bereits wieder aufgehoben auf Betreiben eines anderen Berliner Baumeisters, der inzwischen den oben erwähnten Ofen des Maurermeisters Amold von 1839 buchstäblich wieder ausgegraben hatte, um Hoffmanns Anspruch zunichte zu machen. Der erste Hoffmannsche Ringofen war am 22.
November 1859 in Scholwin bei Stettin in Betrieb gegangen; bis 1870 gab
es 331 in Preußen und 639 in der ganzen Welt. Was war der Grund für
diesen Erfolg? Vor allem die Brennstoffersparnis: zehn Zentner für
1.000 Steine hatte der Deutsche Ziegelofen gebraucht, sieben der
Kasseler, Hoffmanns Ringofen mit zwölf Kammern benötigte nur noch drei
Zentner, der 16- bis 18-kammrige ab 1868 sogar nur noch zwei bis
zweieinhalb Zentner! Alles in allem also eine Brennkostensenkung um zwei
Drittel! Rupp beschreibt dieses Wunderding: "Er bestand im
Wesentlichen aus drei Teilen: Dem Brennkanal, dem Rauchsammler und dem
Schornstein in der Mitte der Anlage. Der Brennkanal stellt dabei ein
endloses, in sich selbst zurückkehrendes Gewölbe dar, das durch
Scheidewände, sog. Schieber, in mehrere Abteilungen oder Kammern
unterteilt werden kann, von denen jede nach außen mit einer Türöffnung
versehen ist. Im Brennkanal des Ringofens macht das Feuer beständig die
Runde in Richtung des Luftzuges, der durch Abzüge reguliert werden
kann. Weiterer Vorteil des Ringofens war die geringe Bruchquote. Sie lag
bei 1% gegenüber 10 bis 20% bei Feldbränden. Gerade im Rheinischen waren Ringöfen in großer
Dichte anzutreffen: Von Kaldenkirchen an der holländischen Grenze aus
erstreckt sich ein etwa 16 zu 4 Kilometer großes Tonvorkommen nach Süden
bis in den Landkreis Erkelenz, auch heute noch ein Gebiet der intensiven
Herstellung von Tonröhren. Um 1890 waren hier um die Orte Brüggen und
Bracht herum zahlreiche Ringofenanlagen entstanden, die bis in die Zeit
vor dem Zweiten Weltkrieg zwischen der Hälfte und zwei Dritteln ihrer
Gesamtproduktion in die alte Reichshauptstadt Berlin abgesetzt hatten. Mit der Einführung des Hoffmannschen Ringofens beginnt die Industrialisierung der Ziegelsteinherstellung. Im Verbund mit den etwa gleichzeitig für die Massenproduktion geeigneten, die Dampfkraft als Antrieb nutzenden Arbeitsmaschinen tat die Ziegelindustrie den Schritt von der bäuerlichen Nebenerwerbstätigkeit in Abhängigkeit von Witterung und begrenztem Absatzmarkt zur leistungsfähigen, in immer größeren Betriebseinheit organisierten Industrie. Rechtzeitig vor den Wachstumsschüben der sich bildenden Großstädte hatte sich hier die Technologie entwickelt, die notwendig war, um mit dem flutartig anschwellenden Bauvolumen Schritt zu halten. 1860 stand in Homberg bei Duisburg der erste Hoffmannsche Ringofen im Rheinland. Der Kreis Düsseldorf verfügte zu dieser Zeit über 34 Nicht-Ringofen-Ziegeleien mit insgesamt 246 Beschäftigten. Bedeutung Grundsätzlicher Aufbau, Größenordnung und Erhaltungszustand, sowie die Tatsache, dass spätere Technologien nicht verändernd eingewirkt haben, prädestinieren die Viersener Anlage zu einer Fortexistenz als technisches Denkmal. Weit über die Ortsgrenzen hinaus ist es geeignet, einen ganzen, nahezu vollständig verschwundenen regionalen Wirtschaftszweig repräsentativ erfahrbar zu machen. Im Vergleich zu anderen erhaltenen Anlagen ragt der Viersener Ofen heraus, was Erhaltungszustand und handhabbare Größenordnung anlangt. Aus den genannten Gründen handelt es sich bei dem Ringofen der ehem. Firma Höges & Schloten um ein Denkmal im Sinne des § 2 Abs. 1 DSchG NW. Es ist in besonders signifikanter Weise bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen, deren Wachstum Bauten dieser Art erst ermöglichten, sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor, hier insbesondere solche der Städtebau- und Technikgeschichte.
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