Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 157

 

Standort:

Burgstraße 60,  D 41747 Viersen

GPS:

5115' 35,2" N   06o 23' 37,2" O

Zuständigkeit:

Stadt Viersen

Baujahr:

1905 /1906

Tag der Eintragung als Denkmal

23. März 1988

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Stadtbad in Viersen

Denkmalbeschreibung:

Im Jahre 1905/1906 erbaute der Architekt Willy Esser im Auftrage der Stadt "zur Hebung der Volksgesundheit und Körperpflege" ein Stadtbad mit Schwimm-, Brause-, Wannen- und Heilbädern. Mit der Errichtung dieses öffentlichen Volksbades im Stil der Gründerzeit folgte die Stadt einer jahrzehntealten Bautradition, die sich seit dem 18./19. Jahrhundert in Anlehnung an die Bäderkultur der Antike entwickelt hatte.

Der Gebäudekomplex besteht aus zwei Hauptgebäuden, dem Eingangsgebäude mit seinen funktionalen Einrichtungen und dem eigentlichen Schwimmbassin mit angegliedertem Technikbereich.

Das zweigeschossige Eingangsgebäude mit Souterrain ist traufständig, parallel zur Burgstraße angeordnet. Sein steiles Satteldach wird durch zwei übergiebelte, jeweils 4-achsige Seitenrisalite abgeschlossen. Auf der Zentralachse des 3-achsigen Mittelbaus der annähernd symmetrischen Fassade, liegt die mit einem kleineren Giebel überbaute Eingangsnische mit Stadtwappen. Die vertikale Gliederung wird betont durch schmale, im Erdgeschoss auf Sandsteinkonsolen endenden Backsteinlisenen. Eine horizontale Gliederung erfährt das Gebäude durch die unterschiedliche Materialanwendung von Backstein im Erdgeschoss und Putz und neubarockem, ornamentalem Stuckdekor im Obergeschoss- und Giebelbereich. Unterhalb der Fenster bzw. an der Traufe verlaufende Sandsteinbänder betonen zusätzlich die Horizontale.

An den Eckpunkten der Giebeldreiecke befinden sich Sandsteinfialen, bzw. mit Sandstein abgedeckte Backsteinfialen (schlanke, pfeilerartige Zierformen). Auf der Mittelachse des Firstes befand sich ursprünglich ein sechseckiger, turmartiger überdachter Dachreiter, der vermutlich bei Umbaumaßnahmen im Jahre 1946 beseitigt worden ist. Die beiden Dachhäuschen, seitlich des mittleren Giebels, dagegen sind einschließlich ihres Helmdachs erhalten geblieben.

Die Fenster im Erd- und Obergeschoss sind mit Sturzbögen überspannt, die der Giebeldreiecke dagegen mit geraden Stürzen.

Im Gegensatz zu dieser repräsentativ gestalteten Eingangsfassade, ist das rückwärtige Gebäude mit Schwimmbad und Technikbereich entsprechend seiner Funktion nach der Bauauffassung dieser Zeit, nüchtern als einfacher Baukörper konzipiert. Die große Satteldachfläche wurde nur durch drei der Be- und Entlüftung dienenden Dachreiter unterbrochen, die heute nicht mehr erhalten sind.

Von architekturgeschichtlicher Bedeutung war die Gestaltung der Vorhalle mit Kassenraum und Treppenbereich. Die überwölbte Vorhalle war zusammen mit den Korbbogenfenstern oberhalb des Kassenraumes einschließlich ihrer Verglasung, der Bodengestaltung mit Mettlacher Fliesen, der Treppenausbildung und der floralornamentalen Geländergestaltung ein Beispiel für die Auffassung des Jugendstils von einem ganzheitlich gestalteten Raum.

Die Schwimmhalle (Abmessungen ca. 20 m x 31 m) nutzt die neuen technischen Möglichkeiten der Überspannung großer Räume mittels Stahlkonstruktionen.

Das Stadtbad ist sowohl wegen seiner Grundrissgestaltung als auch der repräsentativ gestalteten Eingangsfassade ein typisches Beispiel für die Gebäudegattung "Volksbad" der damaligen Zeit.

Erhaltung und Nutzung des Stadtbades liegen daher gemäß § 2 (l) des Denkmalschutzgesetzes aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen und kulturhistorischen Gründen im öffentlichen Interesse.