Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 337 |
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Standort: Dammstraße 55, D 41751 Viersen - Dülken GPS: 51o 14' 56,1" N 06o 19' 22,9" O Zuständigkeit: Stadt Viersen Baujahr: 1955 / 1959 Tag der Eintragung als Denkmal 5. Mai 1994 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Ehem. evang. Volksschule in Dülken
Denkmalbeschreibung: I. Lage und Baubeschreibung Die Schule liegt im Ortsteil Dülken am
westlichen Stadtrand nördlich des Amerner Weges zwischen der Bahnlinie
Brüggen-Dülken und der Saarstraße am südlichen Rand einer
gleichzeitig errichteten Wohnsiedlung. Die Lage zeichnet sich aus durch
großzügige Grünflächen, die im Süden und Westen der Schule
vorgelagert sind. Die Schule wurde als 8-klassige evangelische
Volksschule in drei Bauabschnitten errichtet. Der Komplex ist gegliedert
in Form eines Pavillon-Systems, bestehend aus einem zweigeschossigen
unterkellerten Hauptgebäude und zwei eingeschossigen Klassentrakten,
die parallel hintereinandergestaffelt und durch geschlossene
Verbindungsgänge verbunden sind. Davon ist der erste zum Schulhof hin
als überdeckter Pausengang ausgebildet. Alle drei Gebäude sind mit
einem flachen Satteldach versehen. Die Turnhalle, im Norden
quergelagert, war von vornherein mitgeplant, kam aber erst 1955 zur Ausführung;
verbunden mit dem Hauptgebäude durch einen geschlossenen Flur mit überdachtem
Pausengang zum Hof. Der Turnhallenbau beherbergt zum Hof hin im
Erdgeschoß die Sanitär- und Umkleideräume und im Obergeschoß die
Hausmeisterwohnung. 1959 erfolgte eine Erweiterung des südöstlichen
Klassentraktes in Form einer Verlängerung um nahezu¤ die Hälfte in
angepaßter Form. Die Konstruktion ist einfach. Das aufgehende Mauerwerk
ist in Ziegelbauweise aufgeführt, die Decken in armiertem Stahlbeton,
ebenso die Haupttreppe. Die Dachkonstruktion besteht aus Tannenholz. Wände
und Decken wurden mit glattem Kalkmörtelputz versehen. Die Fenster in
Kiefemholz ausgeführt. Die Innenausstattung zeigt sich weitgehend in
einem gut erhaltenen Originalzustand: Klinkerplattenfußboden, halbhoch
verkleidete Wandverplattung, hölzerne Türzargen und -blätter. Die Veränderungen in der Substanz sind als
marginal zu betrachten: am Haupteingang Erneuerung des Windfangs in
Aluminium, Fenstererneuerung im Verbindungstrakt zur Turnhalle und im
Sanitärbereich, Eingang zum Schulhof in Aluminium, die ursprünglich
hochrechteckigen Fenster der Turnhalle zum Vorplatz hin zu Oberlichtern
durch vorgesetzte Klinkerwand reduziert. II. Begründung der Denkmaleigenschaft 1.
Das Objekt ist bedeutend 1.1
als gut erhaltenes frühes Zeugnis des Schulbaus der
Nachkriegszeit in aufgelockerter Pavillonbauweise 1.2 für den Stadtteil Dülken (bis 1970 Stadt Dülken) in Bezug auf seine Schulgeschichte und protestantische Tradition. Seit 1572 gab es eine protestantische Gemeinde in Dülken, später mit Süchteln vereinigt und 1853 neugegründet. Eine evangelische Privatschule wurde seit 1854 eingerichtet, der 1868 die evangelische Volksschule an der Bahnhofstraße folgte. 1955 wurde ebenfalls. an der Dammstraße, nördlich der Schule, der evangelische Pauluskirchensaal errichtet. 2. Für die Erhaltung und Nutzung liegen 2.1
wissenschaftliche Gründe vor, insbesondere im Hinblick auf die
Entwicklung des Schulbaus nach dem 2. Weltkrieg. Die Schule in Dülken zählt
zu den frühen Schulbauten nach:dem 2. Weltkrieg, die vor den vom
Kultusministerium von NRW veröffentlichten "Richtlinien für den
Schulbau" errichtet wurde. Den "Richtlinien"
vorausgegangen war aber eine Tagung im Juni 1949, als deren Ergebnis die
"Fredeburger Richtlinien" vorlagen, die in der
"Schulausstellung Düsseldorf" im Jahre 1950 Niederschlag
fanden. Vorgesehen war danach eine freie Lage der Schulneubauten in der
Natur. Die Abkehr von der Schulkaserne hin zur aufgegliederten, von
allen Seiten belichteten Baukörpergruppierung wurde zum Programm
erhoben. Empfohlen wurde die eingeschossige, aufgelockerte Flachbauweise
zwecks Möglichkeit zur späteren Erweiterung ("wachsende
Schule"). Alle diese Forderungen finden Eingang in den Schulbau an
der Dammstraße, bis hin zu ihren Erweiterungen. 2.2
architekturgeschichtliche Gründe vor. Wenn auch die Schule vom
äußeren Erscheinungsbild der einzelnen Trakte her noch Anklänge an
die Vorkriegsarchitektur vergleichbarer Bauten zeigt, so ist sie von
ihrer klaren Gliederung her, ohne heimattümelndes Formenvokabular und
der asymmetrischen offenen Gruppierung der Baukörper her ganz Kind der
Nachkriegszeit. Die Auflösung der Wände in Glas und Beton oder Stahl
gehört erst einer späteren Phase des Schulbaus¤ der 50er Jahre an.
Hier zeigt sich die, auch wirtschaftlich bedingte, Reduktion auf das
Wesentliche der neuen Richtlinien mit den damals einfachen Materialien
und den zur Verfügung stehenden Mitteln. Hinzu kommen 2.3
ortsgeschichtliche Gründe, die die Entwicklung der
Schulgeschichte der ehem. Stadt Dülken dokumentieren, wie sie oben
unter II.1.2 aufgeführt wurden, auch unter dem Aspekt der
Nachkriegsentwicklung. 2.4
städtebauliche Gründe. Das Schulgelände umfaßt noch heute das
gleiche Areal wie zur Zeit seiner Entstehung. Dadurch wird anschaulich,
mit welcher Großzügigkeit zur damaligen Zeit der Schulneubau flächenmäßig
bedacht wurde und welcher Stellenwert der Erziehung der Schüler über
den Lehrplan hinaus mit der räumlichen Bewegungsfreiheit zugemessen
wurde. Somit ist auch der umgebende Freiraum Bestandteil des Denkmals.
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