Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 339 |
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Standort: Düsseldorfer Straße 19 / Beckstraße, D 41747 Viersen GPS: 51o 17' 01,3" N 06o 22' 40,5" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: 1904, 1905, 1926, 1937 Tag der Eintragung als Denkmal 7. Februar 1995 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Villa mit Wirtschaftsgebäude und Garten in Süchteln
Die Villa an der Düsseldorfer Straße
Das Wirtschaftsgebäude an der Beckstraße Denkmalbeschreibung: LAGE
UND ENTSTEHUNGSDATEN Südöstlich
vom Altstadtbereich in Viersen-Süchteln, an der Düsseldorfer Straße,
errichtete der Architekt Balzer aus Oberkassel 1904/05 für Carl
Freudenberg eine zweigeschossige Villa im Landhausstil mit
Fachwerkgiebeln. Sie liegt in einer situationsreichen, detailliert
gestalteten Garten- und Parkanlage, die überwiegend nach dem Erwerb der
Villa durch Eduard Bong 1926 angelegt worden ist. Grundstückserwerbungen
von 1926-1956 durch Bong deuten auf eine allmähliche Erweiterung der
Anlage in diesem Zeitraum hin. DIE
GLIEDERUNG DER ANLAGE Die
Anlage erstreckt sich auf einem unregelmäßigen, ummauerten Gelände,
das im Südwesten an die Düsseldorfer Straße, im Südosten an die
Beckstraße heranreicht. Mehrere Gartenabschnitte sind zu unterscheiden: a)
der Vorgarten vor der Villa an der Düsseldorfer Straße mit dem
Eingangstor und der Zufahrt, b)
das Rasenparterre mit einem Brunnen im Schnittpunkt eines Wegekreuzes, c)
ein mit abwechslungsreicher Baumflora bestandener Landschaftsgarten nordöstlich
im Anschluss an das Rasenparterre; dieser Landschaftsteil setzt sich in
südöstlicher Richtung bis zur Beckstraße fort, wobei er eine von
Baumbewuchs freie Teichregion umschließt, an die wiederum als
Besonderheit ein terrassierter Felsengarten grenzt, d)
der Nutzgarten an der Beckstraße im Anschluss an den landschaftlichen
Gartenteil. DIE
GARTEN- UND PARKTEILE a)
Zufahrt und Vorgarten Die
Einfahrt, durch ein Gittertor geschlossen, flankieren zwei
hochrechteckige, aus schweren Quaderblöcken gefügte Werksteinpforten
mit Abschlussgesims und Laterne in der Mitte, deren runder
konsolenartiger Untersatz mit Eierstabzier mit dem Keilstein der Pforten
verschmolzen ist. Den gepflasterten Zufahrtsweg begrenzt rechts eine
Ziegelmauer mit rundbogigen Nischen, in die Puttenplastiken aus Majolika
gestellt sind. Auf der linken Seite der Zufahrt wechseln Laternen auf
Gusssteinpfosten mit Bäumen ab. Einfahrtstor und die angrenzende Mauer
mit Majolikaplastiken stammen von 1928 (Architekt Willy Esser, Viersen).
Der Vorgarten der Villa ist durch die Zufahrt im Südosten, eine Mauer
mit Gitter an der Düsseldorfer Straße und eine hohe Ziegelmauer zum
nordwestlichen Nachbargrundstück hin begrenzt. An die Zufahrt stößt
ein kleines Rasenstück, dreiseitig abgepflanzt durch Strauchwerk, vor
allem Rhododendron. Von diesem Rasenstück aus führen zur Villa hin
einige Stufen in ein niedrigeres Terrain mit einem Rondell. Eine kräftige
Bruchsteintreppe steigt von hier aus auf eine höhere Gartenebene vor
der Front des Hauses, dem Hauptteil des Vorgartens. Dieser besteht aus
einem Rasenstück, das wiederum eingetieft ist, zum Haus hin durch eine
Bruchsteinmauer scharf abgegrenzt, an den Seiten teilweise sanft abgeböscht.
Am Ende des Rasenstücks nahe dem Gitter an der Düsseldorfer Straße
liegt ein ovales Zierbeet, kreuzförmig mit bruchsteingeplatteten Wegen
durchgliedert und in der Mitte die Ovalform wiederholend; sie war mit
Rosen ausgestattet (Reste erhalten). Zur Straße hin ist der Vorgarten
durch eine Hainbuchenhecke abgeschirmt; sie folgt dem oval geführten
Weg um das Rosenbeet herum. An der nordwestlichen Grenzmauer steht ein
achteckiger Gartenpavillon aus schmuckvoll¤ verarbeitetem Lattenwerk,
und in der Flucht dieses Pavillons, in der Nähe der Straße, findet
sich ein bewachsener Hügel, eine besondere Modellierung des
Vorgartengeländes an dieser Stelle. b)
Das Rasenparterre Auf
der Rückseite der Villa führt eine vierstufige Bruchsteintreppe
hinunter in ein großflächiges Rasenparterre, das durch ein Wegekreuz
gegliedert ist (Grundstücke 1926 und 1928 erworben). Da die Längsachse
auf die Treppe und letztlich auf die Villa bezogen ist, erscheint das
Achsenkreuz innerhalb der Rasenfläche asymmetrisch verschoben. Im
Schnittpunkt der Wegeachsen liegt ein runder Brunnen mit vier
Froschskulpturen auf dem mit Bruchstein abgedeckten Beckenrand.
Wegeachsen und Brunnenrondell sind begleitet von Blumenrabatten. Den
Brunnen umgibt ein Weg aus Bruchsteinplatten. Dieses in der Wirkung
rustikale Material spielt überhaupt im Erscheinungsbild der Anlage eine
wichtige Rolle. Entweder werden Wege mit Bruchstein ausgelegt und
Bruchsteintreppen errichtet, oder die Wege sind mit hochgestellten
Bruchsteinplatten sauber eingefasst. c)
Der landschaftliche Gartenteil Nordöstlich
auf das Rasenparterre folgt ein mit botanischen Raritäten
abwechslungsreich bestandener Landschaftsgarten mit geschlängelter
Wegeführung (Grundstücke 1926 erworben). Der Übergang von der Freifläche
des Rasenparterres zum Waldteil ist nicht hart gestaltet, sondern in die
Rasenfläche sind Solitärbäume hineingezogen, so dass ein malerischer
Übergang entsteht. Auch die Wege im Landschaftsteil sind in gleicher
Weise wie im Vorgarten und im Rasenparterre mit Bruchstein eingefasst.
Ein besonderes Erlebnis im landschaftlich gestalteten Gartenteil ist die
Wechselwirkung zwischen dichtwachsendem Strauchgehölz und einzeln
gestellten Bäumen. Auffallend, wie bewusst auf kleine, packende
Naturszenerien, die sich beim Durchschreiten ergeben, Wert gelegt ist;
dem kommt die Verwendung dunkler Nadelgehölze im Kontrast mit Laubbäumen
in verschiedenen Farbnuancen entgegen. Ein schöner Blick bietet sich
aus dem Landschaftsgarten über die Brunnenachse auf die Villa.
Geschickt ist in den Nordostteil des Landschaftsgartens ein
Schwimmbecken mit Blockhütte hineingelegt. Nach Südosten erstreckt
sich in Richtung auf die Beckstraße ein langgezogenes Rasenstück, das
ringsum von Baumgruppen umstanden ist, der die Wegeführung folgt
(erworben 1951 und 1952). Ehemals lag inmitten des Rasenstücks ein
asymmetrisch geschwungener Teich; er ist heute verlandet, zeichnet sich
im Gelände aber noch deutlich ab. An der Südwestseite der Teichregion
erhebt sich ein hügeliger Felsengarten, mit Bruchsteinblöcken
terrassenartig gegliedert, in der Ausbildung bewusst unregelmäßig.
Wege erschließen diese Gartenpartie, und kleine Treppen führen von
Stufe zu Stufe. Der Felsengarten ist u.a. mit Koniferen, Wacholder,
Rhododendron und anderen Strauchgewächsen bepflanzt, die geschickt
aufeinander bezogen sind: so entsteht ein malerisches Bild aus
pyramidalen und strauchartigen Formen - ein Anblick, der zu den optisch
reizvollsten Erscheinungen der Gartenanlage zählt und dem Besucher,
sobald er aus dem Landschaftsteil in den Freiraum der Teichregion kommt,
ein besonderes Überraschungsmoment bietet. d)
Der Nutzgarten An
den langgestreckten landschaftlichen Gartenteil mit dem ehemaligen Teich
schließt sich nach Nordosten und an die Beckstraße grenzend der großflächige
Nutzgarten an (erworben 1956). Er ist durch ein regelmäßiges Wegenetz
gegliedert. Hochgestellte Bruchsteinplatten fassen auch hier die Wege
ein, an dem in der Regel die Obstbäume und ‑Sträucher angeordnet
sind. Sie betonen zusätzlich die strenge, regelmäßige Disposition der
Anlage. Diese gehört gleichgewichtig wie die übrigen Gartenteile in
die gartenkünstlerische Gesamtkonzeption und schließt sich formal an
die Gestalt barocker Nutzgärten an. 1957 wurde in einem Geviert dieses
Gartens ein Tennisplatz angelegt. Garten- und Wirtschaftsgebäude an der
Nordwestseite des Nutzgartens stammen ebenfalls von 1957 (Architekt
Willy Esser, Viersen). WÜRDIGUNG
UND BEGRÜNDUNG DER DENKMALEIGENSCHAFT Im
Garten und Park der Villa Bong lassen sich verschiedene gartenkünstlerische
Gestaltungsauffassungen im frühen 20. Jahrhundert erkennen. Einerseits
ist die Anlage noch dem Landschaftsgarten verpflichtet, der Hang, eine
Vielzahl von Gehölzen, teilweise Solitärpflanzen, zu verwenden, führte
zu einer dendrologischen Musterkollektion von Bäumen und Sträuchern
(sie verdienten eine botanische Spezialuntersuchung). Solche
Bestrebungen sind charakteristisch für Villengärten des ausgehenden
19. Jahrhunderts (1). Hinzu kommt ein neues Element - typisch für die
Entwicklung der Gartenkunst nach 1900: die Ausbildung von Flächen und
Ordnungsbezügen (Rasenparterre mit Wegeachsensystem), womit auf
Elemente barocker Gartengestaltung zurückgegriffen wird (2). Hierbei
ist das Wohnhaus durch die Achsen des Parterres formal in die
Gesamtanlage eingebunden. Auch der regelmäßig durch Wegeachsen
gegliederte Nutzgarten ist Ausdruck für die zeittypische Rückbesinnung
auf barocke Ordnungsgefüge, nun aber begründet mit ökonomischen
Anforderungen. Gartenkünstlerische Bestrebungen des frühen 20.
Jahrhunderts, durch Architekten wie Hermann Muthesius formuliert (3),
zeigen sich auch in der Differenzierung des Gartenbildes im Nahbereich
des Hauses: Durch das Gestalten mit verschiedenen Ebenen, die durch Böschungen,
Mauern und Treppen in rustikalem Bruchstein, durch Baum-, Hecken- und
Strauchpflanzungen künstlerisch überspielt werden. Auch das
Gartenideal der Zeit um 1920, mit den sparsamsten Mitteln zum
vollendeten Garten zu gelangen (4), wird spürbar. Die
Garten- und Parkanlage um die Villa Bong zeichnet sich durch einen
hervorragenden Erhaltungszustand aus; alle Strukturen der gartenkünstlerischen
Konzeption sind bis heute deutlich abzulesen. Die Anlage bietet eine
ungewöhnliche Vielfalt an Gartenbildern und zeittypischen
Erscheinungsformen, die verschiedensten Tendenzen der Gartenkunst um und
nach 1900 verpflichtet und hier miteinander in künstlerisch
bedeutungsvoller Weise verschmolzen sind. Ein vergleichbares Beispiel
ist bislang im Rheinland nicht bekannt, so dass die Anlage
exemplarischen Aussagewert für die Geschichte der Gartenkunst in dieser
Region besitzt.
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