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Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 423 |
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Standort: Clörather Mühle, D 41749 Viersen - Clörath GPS: 51o 16' 43,5" N 06o 24' 51,8" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: ca. 14. Jahrhundert Tag der Eintragung als Denkmal 20. September 2001 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Reste der ehem. Wasserburg in Clörath
Im Hintergrund die Clörather Mühle Denkmalbeschreibung: Die Anfänge von Haus Clörath reichen bis weit in das
Mittelalter zurück und lassen sich dementsprechend nur ausschnitthaft
zurückverfolgen. Lange Zeit inselartig umgeben von der Niers in ihrem
alten Verlauf samt ihrer verschiedenen Arme, lag Haus Clörath in der
Honschaft Unterbruch. Diese reichte nördlich der Herrlichkeit Neersen
von Oedt-Hagen bis Klapdohr. Der gesamte Unterbruch teilte sich in
oedisches und liedbergisches Gebiet, gehörte aber insgesamt zu Kurköln.
Clörath fungierte vermutlich als Grenzanlage gegenüber den
benachbarten geldrischen (Viersen) und jülichschen (Süchteln)
Gebieten. Im 11. Jahrhundert erhielt die Abtei Gladbach von Kurköln die
Rechte eines Grund- und Gerichtsherren im oedischen Unterbruch; die dort
befindlichen Herrensitze Clörath und Hohensand wurden der Abtei gegenüber
kurmudpflichtig, sie „hatten also beim Todesfall der Besitzer eine
gewichtige Abgabe (Kurmud) an die Abtei zu errichten“ (Vander 1973,
241). „Der Name des Hauses war bis um 1400 Cloerlant. Seit
Anfang des 15. Jahrhunderts setzt sich die Bezeichnung Klörath (1437),
Klüradt (1566 und 1585) und Klueradt (Kurmudsbuch) durch. 1584 heißt
es ‘das Haus genannt Kloeradt’, seit 1600 Haus und Gut Cloerath oder
Clörath“ (Vander 1973, 242). Eine Ableitung des Namens vom Cloerbach
liegt nahe; der in diesem Zusammenhang wichtige alte Verlauf der heute
begradigten Niers und Cloerbach wird von Vander, a.a.O. ausführlich
dargestellt. „Das Haus ist Sitz der Sippe von Clörland gewesen.
Für die späteren meist reformierten Inhaber war er wohl Nebensitz.
1558 wird ein Burggraf Johann zu Clörath genannt. 1584 war Ludwig von
Danwitz von der Lipp Kommandant und Statthalter zu Clörath. Verwaltet
wurde das Gut von einem Rentmeister“ (Vander 1973, 248). 1589 wird das
Geschlecht von Büren und Brienen als Besitzer genannt, dessen aus Clörath
stammendes Allianzwappen heute an Haus Stockum angebracht ist. Für die Zeit der kriegerischen Wirren der 1580er
Jahre („truchsessischer Krieg“) sind mehrere Auseinandersetzungen
und Besitzwechsel in Clörath überliefert. Ab 1694 gehörte Haus Clörath
zum Besitz der in Neersen ansässigen Grafen von Virmond. Bis 1718 sind
mehrere umfangreichere Bauarbeiten bekannt. Ebenfalls aus dem 18.
Jahrhundert stammen die frühesten bildlichen Darstellungen des Hauses.
1793/94 haben hier mehrere Niersübergänge von französischen und österreichischen
Truppen statt gefunden - mündliche Überlieferung nimmt an, dass in
jener Zeit Haus Clörath zerstört und dem Verfall preis gegeben wurde.
Als Gut mit den zugehörigen Mühlen wurde es jedoch auch weiterhin
bewirtschaftet. Im 19. Jahrhundert war Haus Clörath landtagsfähiges
Rittergut mit mehr als 200 Morgen zugehörigem Land. Besitzer sind 1825
Kauertz, 1846 Josten, ab 1880 Freiherr von Twickel aus Münster. Dass Clörath
im Kunstdenkmäler-Inventar („Clemen“) von 1896 nicht verzeichnet
wurde, könnte auf den damals schon nur noch rein landwirtschaftlichen
Charakter der Anlage und ihren Verfall schließen lassen. Ein Foto von
1965 zeigt in den Resten alter Backsteinmauern des festen Hauses eine
inzwischen selbst ruinös gewordene Scheunenanlage. Politisch kam der westliche Teil Unterbruchs im Laufe
der Säkularisation unter französischer Herrschaft als Gemeinde Clörath
zur Bürgermeisterei Neersen. Seit der Gebietsneuordnung 1969/70 gehört
das Gebiet um das ehemalige feste Haus zu Viersen. Die ältesten bekannten Ansichten, zwei
Tuschezeichnungen von ca. 1730, zeigen Haus Clörath in seiner Insellage
als eine Einheit mit den umgebenden Wirtschaftsgebäuden und Mühlen.
Anordnung und Funktion der Gebäude versucht Vander aus den Abbildungen
und verschiedenen Plänen des 19. Jahrhunderts zu rekonstruieren, muss
aber die üblichen Unstimmigkeiten bei der Wiedergabe konstatieren. Beide frühen Zeichnungen zeigen das Herrenhaus als
stattliches dreigeschossiges Gebäude mit hohen, kreuz- (-stock?)
geteilten Fenstern in regelmäßiger Anordnung und flachen Walmdächern,
die von Ecktürmchen und einem Dachreiter bekrönt werden. Von dem
Wirtschaftsgebäuden ist es wie üblich durch einen Graben getrennt; die
über ihn hinwegführende Zugangsbrücke mündet unter einem Kastenerker
ins Haus. Die Wirtschaftsgebäude sind auf diesen Bildern etwa
halbkreisförmig um eine große Hoffläche herum angeordnet. Zu ihnen
gehörte auch, 1386 erstmals urkundlich erwähnt, eine „Clörather Mühle“,
im 18. Jahrhundert eine Kornmühle (im Norden) und eine Ölmühle an
einem südlichen Mühlgraben. Die heute noch sichtbaren spärlichen aufgehenden Überreste
des Hauses vermitteln kaum noch einen Eindruck von der einstigen Anlage.
Es handelt sich um einige, unterschiedlich hohe Partien
Backsteinmauerwerks, die ohne nähere archäologische Untersuchung nicht
eindeutig einem bestimmten Teil des Hauses zuzuordnen sind. In einer
Wand ist noch eine annähernd rundbogige Öffnung vorhanden, deren ursprüngliche
Lage und Funktion ebenfalls unklar bleiben muss. Die erhaltenen Mauerzüge
sind stark mit Bewuchs (Efeu) überzogen. Der Burgplatz selbst ist gegenüber
seiner Umgebung mottenartig erhöht und mit einigen niedrigen Bäumen
bestanden. Sicherlich kann davon ausgegangen werden, dass sich im
Boden noch zahlreiche und weitaus vollständigere Reste des ehemaligen
Hauses Clörath erhalten haben. Die aufgehenden Backsteinmauern
vermitteln sicher noch das Bild einer „romantischen" Ruine, so
dass das Geschichtszeugnis noch nicht als vollständig untergegangen
angesehen werden kann. Gleichwohl muss seine Erhaltensfähigkeit
realistisch beurteilt werden: „Der bauliche Zustand scheint stabil zu
sein. Allerdings haben sich einzelne Backsteine gelöst und sind
heruntergefallen. Dieser Prozeß wird sich mit Sicherheit fortsetzen.“
Zu einer Sicherung wäre die Abnahme des Efeus wohl notwendig, was aber
wegen dessen inzwischen wahrscheinlichen „statischen Funktion“ neue
Probleme bereiten und eventuell aufwändige Maßnahmen erfordern dürfte.
„Es erscheint ... allerdings fraglich, ob der Erfolg einer solchen
Restaurierung in einem sinnvollen Verhältnis zum erforderlichen Aufwand
steht. Zunächst würde eine dauerhafte Sicherung der Mauerreste möglicherweise
zu einem weitgehend erneuerten Erscheinungsbild führen. Die alte Oberfläche
des Mauerwerks wäre dabei auf keinen Fall wiederzugewinnen. Zumindest
im Bereich der Mauerkronen müßten zudem Substanzverluste in Kauf
genommen werden. Der Charakter einer romantischen Ruine, zu dem der
Efeubewuchs erheblich beiträgt, wäre verloren, ohne daß die sanierten
Mauerreste eine vergleichbare Qualität wiedergewinnen würden.“
(Gutachten Dr. Stevens, 04.07.2000) Die hochrangige geschichtliche Bedeutung von Haus Clörath
für die Region als mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Herrensitz
ergibt sich aus der oben dargelegten Historie. Obwohl erst seit kurzem
zu Viersen gehörig, ist nicht zuletzt aufgrund der relativen Seltenheit
von Herrensitzen im heutigen Stadtgebiet darüber hinaus eine Bedeutung
für Viersen festzuhalten. Ein öffentliches Interesse an der Erhaltung der Überreste,
aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen Gründen, ist
dahingehend zu relativieren, dass ein authentischer Erhalt der baulichen
Substanz auf Dauer wohl kaum denkmalpflegerisch angemessen möglich sein
wird. Gleichwohl ist das öffentliche Interesse am Erhalt der sichtbaren
Reste des ehemaligen Herrensitzes, die einen bedeutenden geschichtlichen
Ort anschaulich markieren, hoch genug zu veranschlagen, um auch die
zweite konstituierende Bedingung für eine Einstufung als Baudenkmal zu
erfüllen. Das Bodendenkmal allein ist vom wissenschaftlichen Wert
sicher höher, weil vollständiger zu bewerten - zur sinnlichen
Erfahrbarkeit des Ortes trägt die aufgehende Ruine aber ganz erheblich
bei. Die baulichen Überreste des ehemaligen Hauses Clörath
erfüllen daher die Voraussetzungen des § 2 (1) Denkmalschutzgesetz und
sind folglich ein Baudenkmal.
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