Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 465

 

Standort:

Buscher Weg,  D 41751 Viersen - Dülken

GPS:

5114' 34,4" N   06o 19' 54,1" O

Zuständigkeit:

Dülkener Verschönerungsverein

Baujahr:

1926

Tag der Eintragung als Denkmal

29. November 2005

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Kriegerdenkmal in Dülken

  

Denkmalbeschreibung:

Bereits 1915 beschloss der Dülkener Verschönerungsverein mit Unterstützung des Bürgermeisters Voß, baldmöglichst einen Heldenhain nach Plänen des Düsseldorfer Architekten E. Hardt im „Kaiser-Wilhelm-Park“, heute Stadtgarten, zu errichten. In dem Hain sollte für jeden gefallenen Dülkener Soldaten eine Eiche gepflanzt und an dieser eine Metalltafel mit Name, Geburts- und Todestag und Regimentszugehörigkeit befestigt werden. Dieser Plan wurde aus unbekannten Gründen nicht verwirklicht.

Die beiden Kirchengemeinden in Dülken richteten 1921 bzw. 1926 Gedenkstätten für ihre Gefallenen des 1. Weltkriegs in ihren Kirchen ein. Die Vertreter der Zivilgemeinde konnten sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf ein Kriegerdenkmal einigen, obwohl Kriegervereine mehrfach Geld zu diesem Zwecke gespendet hatten. Daraufhin entschloss sich zunächst die Sektion Dülken-Nette 1926 zur Errichtung einer Erinnerungsstätte für die „gefallenen Helden der Dülkener Nette“. Diesem Beispiel folgten 1928 die Bewohner der Sektion Busch mit Unterstützung des Bürgermeisters Dr. Lürken. Das Denkmal kostete einschließlich Entwurf 2.800,00 Mark, die gärtnerische Anlage sowie Aufstellung nochmals 1.2000,00 Mark. Am 10.06.1928 fand unter großer Anteilnahme der Einwohner der Sektion und ihrer Vereine durch den Kaplan Plümpe als Seelsorger des Bezirks und durch den Bürgermeister die Denkmalsweihe statt.

Beschreibung:

Auf einer dreistufigen Sockelplatte erhebt sich in einer kleinen, durch eine Hecke eingefassten Grünanlage ein ca. 3,30 m hoher Obelisk aus Muschelkalk. Dieser freistehende, sich nach oben verjüngende Steinpfeiler trägt auf seiner pyramidenförmigen Spitze ein nach allen Seiten ausgerichtetes gleichschenkeliges Kreuz, einem „eisernen Kreuz“ gestalterisch angelehnt. Die äußeren, scharierten Kanten des Obelisken sind nach oben hin verjüngend abgeschrägt und werden unterhalb der pyramidenförmigen Spitze durch aufgesetzte Tafeln an den Ecken begrenzt. Darauf befinden sich in erhabener Schrift umlaufend die übereck geführten Jahreszahlen des 1. Weltkriegs:

19 14 / 19 18.

Darunter ist vorderseitig ein aufrechtes Schwert ausgearbeitet. Dieses Kennzeichen des Kriegers, speziell des Ritters, steht für seine Tat- und Kampfkraft bzw. seinen Verteidigermut und unterstreicht aufrecht stehend seine Stärke.

  Unterhalb des Schwertes sind in erhabenen Großbuchstaben die Worte

UNSERN

HELDEN

  zu lesen.

Bemerkenswert ist als durchgängiges Element des Schwertes, der Buchstaben und Zahlen sowie des bekrönenden Kreuzes, alle wie der Obelisk aus Muschelkalk gearbeitet, die „prismaartige“ Gestaltung, angelehnt an die expressionistische Kunst der 1920er Jahre.

Seitlich und rückwärtig sind Namenstafeln aus schwarzem Granit (Impala) angebracht. Diese sind nachträglich nach 1945 gefertigt worden, da auf allen sowohl die Namen der Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs aus der Sektion aufgeführt werden.

Der Entwurf stammt von dem Düsseldorfer Bildhauer Henry W. Dietrich. Eine überregionale Bedeutung kommt im nicht zu Teil. In Mönchengladbach-Hehn wurde 1926 neben der Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung ebenfalls ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs nach seinem Entwurf errichtet. Ein Denkmal für die Gefallenen des 10. Januars (Spartakisten-Unruhen) in Düsseldorf, das Dietrich dem Bürgermeister 1919 anbietet, kam nicht zur Ausführung.

Der Obelisk, altägyptische Ursprünge aufweisend und als Herrschaftszeichen und Symbols ewigen Lebens stehend, verbreitet sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts als Nationaldenkmal in Deutschland. Zu Ende des 19. Jahrhunderts zählte es neben dem Grabpfeiler und der Grabstele zu den beliebtesten Kriegerdenkmalformen. Diese Entwicklung wurde unterstützt durch die „Beratungsstelle für die Kriegerehrung“ in Berlin, die Leitsätze für Errichtung von Denkmälern vorgab.

Kriegerdenkmale, die nicht nur an Feldherren oder Offiziere erinnern, sondern auch an einfache Soldaten, entstanden erst in der Neuzeit (Französische Revolution). Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht war die breite Masse der Bevölkerung vom Krieg betroffen. Das Wehrpflichtsystem begünstigte eine rücksichtslose Kriegführung mit riesigen Verlusten durch die Mobilisierung einer bislang unvorstellbaren Zahl von Soldaten.

Die erstmalige Erwähnung der Namen einfacher Soldaten auf Gedenktafeln und Denkmälern sollte die Angehörigen trösten, indem es dem Tod ihrer Verwandten Sinn verlieh. Dieses spiegelt sich auch in der Ansprache des Dülkener Kaplans Plümpe bei der Einweihung des Kriegerdenkmals in Dülken-Busch wider: „Dieses Denkmal aus hartem Stein sollte aber stets eine Mahnung sein, im Geiste der Toten zu handeln. Es solle zur Treue mahnen, zur Pflichterfüllung, zum Opfersinne“.

Das Kriegerdenkmal in Dülken-Busch ist, bei aller Distanz aus heutiger Sicht zum Inhalt, ein Beispiel für den Gemeinschaftssinn der Bürger einer Sektion. Das ausgeführte Monument, der Obelisk, entsprach dem „empfohlenen“ Zeitgeschmack und verzichtet auf christliche Motive.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere lokalhistorischen und kunstgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung und Nutzung des Kriegerdenkmals gemäß § 2 (l) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.