Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 466

 

Standort:

Eichenstraße 17,  D 41747 Viersen 

GPS:

5115' 06,5" N   06o 24' 00,8" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1906

Tag der Eintragung als Denkmal

29. November 2005

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Wohnhaus in Viersen

 

Denkmalbeschreibung:

Die südliche Straßenseite des innerstädtischen Teils der Eichenstraße 1-17 entstand als geschlossene Wohnhauszeile Anfang des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine Nachfolgebebauung der Seidenfärberei von Rudolf von der Linde, die hier zwischen Gereonstraße und der ehemaligen Bahnlinie (heute Freiheitsstraße) ihren Sitz hatte. In den heute dort befindlichen Wohnhäusern sind wohl noch Teile der ehemaligen Fabrikgebäude enthalten. Hinter dem Doppelhaus Eichenstraße 15/17 befindet sich auch noch ein letztes, weitgehend unverändertes Betriebsgebäude der Färberei.

Der an der Gereonstraße gelegene Betrieb hatte sich sukzessive nach hinten zur Bahnstrecke hin erweitert. Der wohl letzte Anbau entstand 1896 auf einem Gartengelände, das zuvor eigentlich als Teil der Trasse einer entlang der Bahn geplanten Chaussee vorgesehen war. Kurz darauf scheint die Färberei ihren Betrieb hier eingestellt zu haben, jedenfalls sind die Gebäude 1906 im Besitz von Anton Spielhofen, der an ihrer Stelle an der Eichenstraße Wohnhäuser errichten ließ. Im Doppelhaus 15/17 von 1906 dürfte ausweislich der Baupläne im Kern noch der genannte Fabrikanbau von 1896 stecken.

Eichenstraße 17 ist der linke Teil eines zweigeschossigen traufständigen Doppelhauses, dessen Putzfassaden Jugendstilornamente zeigen und spiegelbildlich zueinander gleich gestaltet sind. So ist die Front der Gebäudehälfte Eichenstraße 17 durch kräftig hervortretende, formal abstrahierte Pilaster mit kapitellähnlichen Schmuckformen in Felder aufgeteilt. Im Erdgeschoss sind 2x2 Achsen asymmetrisch angeordnet, links zwei eng gestellte Einzelfenster, rechts ein Einzelfenster und der unmittelbar an die Trennwand der beiden Haushälften gerückte Eingang; das Obergeschoss zeigt zwei breitere Einzelfenster, das linke bis 1938 mit Balkon. Die linke Hälfte wird durch ein Zwerchhaus mit geschweiftem Giebel betont. Die Öffnungen des Erdgeschosses besitzen aufgeputzte Rahmungen und Verdachungen, die Fenster des Obergeschosses sind hingegen schmucklos, werden aber von flach aufgeputztem Laubwerkschmuck in Jugendstilmanier unterhalb eines Klötzchen-Konsolfrieses begleitet. Das Dach ist zur Straße hin als Mansarddach ausgebildet, bei dem das Mansardgeschoss durch das Zwerchhaus und zwei Einzelgauben belichtet ist. Der freie Giebel zur Freiheitsstraße und die Rückseite sind einfach verputzt ausgeführt, der (1906 ausgeführte) Anbau von Veranda, Küche und Treppenhaus ist von der Seite aus im Versprung des Baukörpers deutlich zu erkennen.

Durch die originale Haustür betritt man einen Seitenflur, der gerade zum rückseitig gelegenen Treppenhaus samt Hinterausgang führt. Terrazzo-Flurboden und die Treppe, zweiarmig gegenläufig mit Wendepodest, sind erhalten, ebenso die Raumanordnung. In beiden Geschossen sind die Wohnräume mit zweiflügligen durchfensterten Türen zum Treppenhaus hin abgetrennt. Von einem dahinter liegenden kleinen Stichflur aus werden die Zimmer erschlossen. Ursprüngliche Zimmertüren und Stuckdecken sind in annähernd allen Wohnräumen noch vorhanden, auch der Eingangsflur besitzt eine Deckenstuckierung.

Peter Anton Spielhofen wurde als jüngster Sohn der Eheleute Johann Jakob und Anna Gertrud Spielhofen am 14.04.1856 geboren. Sein Vater, zunächst Samtweber, im Rahser wohnend, begründete eine "Viehhändler- und Metzgerdynastie". Alle 5 Söhne ließen sich als Viehhändler oder Metzger in Viersen bzw. Anrath nieder. So waren sie auch Gründungsmitglieder der am 21.07.1880 sich konstituierenden Fleischerinnung in Viersen. Peter Anton Spielhofen war der erfolgreichste der Geschwister. Als Viehhändler, vornehmlich in Düsseldorf, soll er nach Aussage seiner Nachfahren der 3.größte Steuerzahler nach Josef Kaiser und Friedrich Pongs in Viersen gewesen sein. So ist auch erklärlich, dass er 1906, zum Zeitpunkt der Errichtung der Doppelhäuser Eichenstraße 15/17, im Besitz des gesamten Geländes der ehemaligen Färberei von Rudolf von der Linde war. Sein kaufmännisches Geschick wird auch in dem Nachruf der Pfarre St. Joseph, in dem er Mitglied des Kirchenvorstandes war, mit den Worten "geschäftsgewandten, klugen Ratgeber" beschrieben. Zudem war er von 1906 bis 1919 Stadtverordneter der Zentrumspartei. Er starb am 22.10.1926.

Sein Architekt Josef Pütz aus Düsseldorf hatte ein Jahr vor diesem Wohnhaus das Kontorhaus der Lohbusch-Brauerei in Viersen, Dülkener Straße 76 errichtet.

Die auf beiden Seiten gut erhaltene Wohnhausbebauung der innerstädtischen Seite der Eichenstraße wird augenscheinlich relativ einheitlich zwischen Jahrhundertwende und 1. Weltkrieg bebaut. Die nördliche Zeile entstand ab 1904, auf der Südseite waren anstelle der alten Färberei Von der Linde 1906, zum Zeitpunkt der Errichtung des Doppelhauses Eichenstraße 15/17, wohl bereits die Häuser Eichenstraße 1 und 3 an der Ecke Gereonstraße fertig gestellt oder im Bau. Dazwischen verzeichnet der Situationsplan 1906 noch Fabrikgebäude.

Die Eichenstraße bildete hier ehemals eine kurze Stichstraße zwischen der nach Süden aus der Stadt herausführenden Gereonstraße und der parallel verlaufenden Eisenbahnlinie Gladbach-Krefeld (heute Freiheitsstraße). Es handelte sich seinerzeit sicher nicht um ein bevorzugtes Wohngebiet, sondern eher um relativ einfache Kleinwohnungen. Immerhin weist die Fassadendekoration von Eichenstraße 17 zwar schlichte, für die Bauzeit aber moderne, dem Jugendstil verpflichtete Formen auf - zusammen mit Eichenstraße 15 die einzigen dieser auffälligen Art in der Straße. Raumzuschnitt und wandfeste Ausstattung des Inneren geben außerdem aufgrund ihrer umfänglichen Erhaltung ein noch sehr anschauliches Bild von den zeitgenössischen Wohnverhältnissen.

In seiner späthistorischen Geschlossenheit ist dieser Teil der Eichenstraße ungewöhnlich und bedeutend für Viersen. Das Wohnhaus Eichenstraße 17 ist als im Wesentlichen gut erhaltenes Mietwohnungshaus von 1906 und Teil des Ensembles gleichartiger Häuser an der Eichenstraße bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den dargelegten wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.