Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 5

 

Standort:

Kempstraße 27 / 29,  D 41748 Viersen - Ummer

GPS:

5114' 09,5" N   06o 25' 20,2" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1789

Tag der Eintragung als Denkmal

8. Januar 1985

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Fliescher - Hof in Ummer

Wohnhausfassade im Innenhof

Fachwerk - Hofzufahrt

Denkmalbeschreibung:

Bei der landschaftstypisch gelegenen, backsteinsichtigen, vierflügeligen Hofanlage handelt es sich um ein ehemaliges Wohn-/Stallhaus, Scheunen- und Stallflügelbauten sowie einen Torbau in Fachwerk.

Das Wohn-/Stallhaus ist in Ständerbauweise (Eichenholzkonstruktion, 4 Ständerpaare) errichtet und gehört zum Typ des niederrheinischen Hallenhauses Viersener Prägung.

Der mittlere Teil des rückwärtigen, nördlichen Giebels ist zurückgezogen. Alle zum Teil veränderten Tür- und Fensteröffnungen besitzen backsteingemauerte Stichbögen. Ein überdimensionierter Entlastungsbogen liegt über einem größeren Fenster.

Über diesem ist ein Werkschmuckstein mit der Inschrift in Majuskeln Peter Beuters, Helena Kunkel EHL den 29. May 1789 angebracht. Die Sohlbänke sind wie am Südgiebel aus Werkstein.

Am Süd- bzw. Hofgiebel ist eine Sandsteinplatte mit der Gravur: Dr. AFL 1933 angebracht. Die bauliche Veränderung umschloss vermutlich neben einer Dacherhöhung des sehr kleinen Krüppelwalms auch Veränderungen der Fenster- und Türöffnungen. Hier sind die gemauerten Stichbögen flacher, nicht breiter als die Fenster und ohne Läuferband. Auch hier sind die Sohlbänke aus Werkstein. Das Putzgewände der Eingangstür hat einen Werksteinsockel.

Die Längsseiten besitzen einen Backsteinfries über Rundfenstern, die oberhalb der Fenster angeordnet sind. Holzblockrahmen und zum Teil erhaltene Holzklappläden unter zu hohen Stichbögen kennzeichnen die veränderte westliche Längsseite. Ebenso ist die östliche Längsseite baulich verändert.

Im Inneren ist trotz Einbau einer Treppe in das Mittelschiff hinein und leichter Trennwände der ursprüngliche Grundriss eines Wohn-/Stallhauses zu erkennen. An der Hofseite liegt der heute noch genutzte Stalltrakt. Wobei zwei Stän-der an der westlichen Abseite durch eine Gussstütze ersetzt sind. Der Stall nimmt hier über die Breite der Abseite hinaus noch den Teil der ehemaligen Futterdeele bis zum heutigen Flur und zur Treppe ein. Er hat von der Hofseite sowie zur Längsseite hin je eine Stalltür. Die gegenüberliegende Abseite wird heute als Küche genutzt. Der Stalltrakt hat einen Ziegelsteinboden.

Vom ursprünglichen Doppelkamin, der Wohn-/Stallbereich trennte, ist der Teil zur Wohnküche noch außerordentlich gut erhalten mit originalem kräftig profiliertem Holzgesims und dunkelbraun glasiertem, reliefiertem Fliesenbelag an der Kaminrückwand. Die Fliesen mit einer Kantenlänge von 10,3 cm bilden jeweils aus vier Kacheln mit vier Viertelkreisen einen Kreis, dessen ange-schnittene Viertelkreise wiederum mit den nächstliegenden Fliesen das Kreis-muster fortsetzen.

Der Fußboden ist mit quadratischen Platten belegt. Die westliche Abseite wird hier in ganzer Länge von der durch 2 Türen mit 2 originalen Holztüren erreichbaren Opkamer eingenommen. Die vordere Opkamer ist vermutlich jüngeren Datums. An ihrer linken Seite ist die alte Kellermauer noch zu erkennen, möglicherweise stammen die Holztüren auch aus der Zeit der Vergrößerung des Hauses. Die dazwischen liegende dritte Zugangstür führt auf gemauerter breiter Treppe in den ca. 1,80 m hohen Gewölbekeller. Der Binderbalken trägt ge-schnitzte Schmuckornamente und in Majuskeln christliche Symbolkürzel IHS (wobei das S verkehrt herum wie ein Fragezeichen ausgebildet ist).

Der Dachstuhl bzw. das Fach- und Flechtwerk im Oberstock sind erhalten. Sehr deutlich kann man hier die Erweiterung des Gebäudes an beiden Giebeln erkennen. Das letzte Gebinde, das früher außen lag, hat sogar noch die Hakenvorrichtung für ein kleines Fenster. Diesem rückwärtigen Giebel wurde vermutlich um 1800 ein neuer vorgesetzt, milden vorgezogenen Abreiten, deren alte Eckmauerung noch zu erkennen ist, wurde auch das Dach erhöht. Vielleicht geschah der Ausbau im Zuge mit der Errichtung des Scheunenausbaues.

Der westliche Scheunentrakt mit eingefallenem Dach besitzt einen Abschlussstein über dem Scheunentor mit der Inschrift in Majuskeln PFLAK Abrahams EHL 1850. Der Abschlussstein über der Toreinfahrt zum Gehöft trägt die Buchstaben IAA 1832. Ein weiterer Inschriftstein trägt die Jahreszahl 1883. An der Rückseite des Torstallgebäudes gibt es eine an der Hofinnenseite schlecht leserliche Balkeninschrift von einem Vorgängerbau mit der Inschrift anno 1670 den 5 May und die Buchstaben AFI JOH. FI.

Verloren ist ein Wandschränkchen des Heiligen Antonius Erem, holzbemalt, mit einer Höhe von 33 cm, die eine bäuerliche Arbeit um1800 darstellt.

Die landschaftsprägende Hofanlage des Fliescherhofes, der seit mindestens 1576 existiert, weist nicht nur in seinem ursprünglichen Wohn-/Stallhaus die typischen Merkmale eines niederrheinischen Hallenhauses mit zweigeteiltem Mittelschiff und ehemaligem Doppelkamin auf, sondern zeigt ebenso anschaulich die fortschreitende typische Entwicklung zur Vergrößerung der bäuerli-chen Hofanlage des Viersener Raumes im 18. und 19. Jahrhundert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen des Bauern-hauses, volkskundlichen, landschaftsbezogenen und siedlungstopographischen Gründen liegt die Erhaltung und Nutzung des Fliescherhofes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.