Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 533

 

Standort:

Cup Horn 17, D 41751 Viersen

GPS:

5115' 06,9" N   06o 20' 08,1" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

vor 1825  1909/10 Umbau

Tag der Eintragung als Denkmal

28. Februar 2018

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Gaststätte Uemmelen

 

 

Denkmalbeschreibung:

Geschichte
Das heutige Erscheinungsbild des an der Ecke Alter Markt und Cap Horn gelegenen, über 150 Jahre als stadtbekannte Gaststätte geführten Hauses geht auf einen grundlegenden Umbau im Jahr 1909/10 zurück. Im Kern (Erdgeschoss und Keller) ist es aber wesentlich älter. Auf dem Ur-Riss 1825 ist an dieser markanten Stelle im Ortskern auf der Fläche des vorderen Hausteils bereits ein Gebäude eingezeichnet, als Eigentümer ist Peter Heinrich Müllers angegeben, laut zeitgleichen Einwohnerverzeichnissen von Beruf Schneider. Seit 1851 betrieb hier der Pflasterer und Wirt Matthias Anton Uemmelen (1813-1884) eine Schenkwirtschaft. 1868 übernahm Theodor Uemmelen (1841-1889) die Wirtschaft von seinem Vater. Von Theodors Witwe Maria ging sie 1902 an dessen Sohn Matthias (1877-1932) über. In den 1950er Jahren ist Witwe Maria Fruhen als Wirtin angegeben, zuletzt befand sich hier eine Pizzeria.

Beschreibung
Der zweigeschossige, ursprünglich auf annähernd quadratischer Grundfläche sich erhebende Eckbau wurde bereits im 19. Jahrhundert rückwärtig entlang Cap Horn um ein Hinterhaus erweitert; zusätzlich zum Schankraum im Erdgeschoss befand sich schon vor dem Umbau im Obergeschoss ein Saal, im Dachgeschoss waren Fremdenzimmer untergebracht. Matthias Uemmelen ließ seine Gaststätte 1909/10 durch die große Bauunternehmung Franz Fuesers modernisieren, indem Ober- und Dachgeschoss neu aufgebaut wurden, mit größeren Raumhöhen und einem repräsentativen Äußeren mit historistischen Schmuckformen. Auch ein bis zum Umbau zum Markt hin bestehender Dreiecksgiebel im Dachbereich wurde zugunsten einer neuen Dachform weggenommen. Das Erdgeschoss blieb jedoch mit Ausnahme der Abschrägung an der Ecke weitgehend unverändert, wodurch sich die heute noch bestehende unterschiedliche Ausgestaltung von Erd- und Obergeschoss erklärt.

Es handelt sich um ein zweigeschossiges Eckgebäude mit mansardartig ausgebautem Dachgeschoss. Da das Vorderhaus und das Hinterhaus heute als ein Baukörper erscheinen, ist die zum Markt gerichtete Seite des Gebäudes deutlich schmaler als die Langseite entlang der in den Markt einmündenden Straße Cap Horn (ca. 8 x 21 m). Das Erdgeschoss zeigt zum Markt drei Achsen (zwei hochrechteckige Fenster und ein Eingang rechts), nach einer abgeschrägten Eckachse folgen 3 und 4 Achsen zu Cap Horn, mit zwei weiteren Eingängen, von denen der hintere, wohl erst 1909/10 eingefügte direkt Treppenhaus und Saal erschließt. Zwei Achsen sind hier im Obergeschoss risalitartig flach vorgezogen; die hintere gestelzt über einem Rundbogen, mit höhenversetzten Fenstern und die Trauflinie durchbrechend, was das dahinterliegende Treppenhaus anzeigt.

Die Erdgeschosswand ist schlicht verputzt und schmucklos, die hochrechteckigen Fenster sind einfach in die Wand eingeschnitten. Das Obergeschoss zeigt seine repräsentative Neugestaltung von 1909/10, eine ziegelsichtige Mauerwerksverblendung mit schmalen Putzgliederungen und Ornamenten als Gesimslinien und Fensterrahmungen. Die Fenster sind ebenfalls hochrechteckig, wirken durch ihre Rahmungen und Verdachungen aber gelängt; die Brüstungen sind mit Relieftafeln gefüllt (Weintrauben-Motive in Anspielung auf die Gaststätten-Nutzung), die Verdachungen sind überwiegend dreieckig, in den betonten Achsen der Seiteneingänge und der Ecke aber als Rundbogen ausgeführt; alte Holzfenster mit T-Teilung sind vor allem im Erdgeschoss und im Treppenhaus erhalten. In der abgeschrägten Ecke betont ein auf Konsolen ruhender Balkon die Ansicht. Das ausgebaute Dachgeschoss mit verschieferter Dachfläche zeigt über einem kräftigen Traufgesims eine gleichmäßige Reihung von Gauben und Zwerchhäusern, letztere über den durch Vorziehung herausgehobenen Achsen an Cap Horn und auf der Ecke. Die Zwerchhäuser sind seitlich mit Voluten geschweift und ornamentiert; jenes über dem Treppenhaus zeigt anstelle eines Fensters eine Kartusche mit der Jahreszahl 1910 (Baujahr).

Im Inneren ist im hinteren Teil das Treppenhaus mit Terrazzoboden im Erdgeschoss und entsprechend der Baugeschichte zweigeteilter Treppe erhalten. Die Treppe führt zunächst vom Erdgeschoss in das Obergeschoss als Steintreppe um 90 Grad nach oben zum Saal hin gewendelt, dann vom Obergeschoss zum Dachgeschoss als Holztreppe zu den Gästezimmern unter dem Dach, zweiläufig mit Wendepodest. Der Gastraum im Vorderhaus wurde zwischenzeitlich modern erneuert, im Obergeschoss ist das Raumbild mit Dielenböden, Rahmenfüllungstüren mit Gewänden und dem Saal (wohl wegen der engen innerörtlichen Platzverhältnisse im Obergeschoss und nicht in einem Hinterhaus angeordnet) noch sehr anschaulich. Ein herausragendes baugeschichtliches Zeugnis ist der vordere Kellerbereich, ein mehrteiliger Gewölbekeller, der

von der weit in die Vergangenheit reichenden Bebauung an dieser Stelle zeugt.

Begründung des Denkmalwerts/ Bedeutung für die Stadt Viersen
Als anschaulich erhaltene, über 150 Jahre in Betrieb befindliche Traditionsgaststätte im Ortskern, in hervorragender Lage als Eckgebäude am Alten Markt, ist das Haus Cap Horn 17 bedeutend für Dülken, Stadt Viersen. Sein Baubestand zeigt zum einen die gründerzeitliche Ausbauphase um 1909/10, geht bei näherem Hinsehen aber wesentlich weiter in die Vergangenheit zurück, denn ältere, mindestens in das 19. Jahrhundert reichende Bausubstanz hat sich wahrscheinlich im Erdgeschoss und mit Sicherheit im Kellerbereich erhalten, dessen gewölbter vorderer Teil auf die frühe Neuzeit zurückgehen dürfte. Das Haus ist mit diesen, auch schon im Äußeren erkennbaren Zeitschichten ein wichtiges Zeugnis der langen Orts- und Baugeschichte von Dülken und in architekturgeschichtlicher Hinsicht ein sehr anschauliches Zeugnis einer Modernisierung in der Kaiserzeit, bei der ein älterer Baubestand in seinerzeit modernen Formen repräsentativ neu gestaltet und erweitert wurde. Daher besteht an seiner Erhaltung und Nutzung aus wissenschaftlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Hinzu kommen städtebauliche Gründe, da es sich in markanter, stadtraumprägender Ecklage am zentralen Alten Markt befindet und in ansprechender Weise wesentlich zu dessen historischem Erscheinungsbild beiträgt. Es handelt sich daher gemäß §2 Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.

Schutzumfang
Das ehemalige Gaststättengebäude Cap Horn 17/ Alter Markt in Viersen-Dülken ist ein Baudenkmal gemäß §2 Denkmalschutzgesetz NRW. Es ist bedeutend für Städte und Siedlungen (Stadt Viersen). An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Quelle und Literatur
Bauakte Stadt Viersen

Norbert Bonus/ Eleonore Föhles: Geselliges Leben in Dülken. Schankwirtschaften, Gasthöfe und Restaurationen vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Viersen 1991, Seite 38f.