Denkmale in der Stadt Willich

Lfd.-Nr. 162

 

Standort:

Zum Straterhof 7, D 47877  Willich - Niederheide

GPS:

5115' 02,4" N   06o 30' 03,0" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

19. / 20. Jahrhundert

Tag der Eintragung als Denkmal

18. Juli 2007

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Straterhof in Niederheide

Denkmalbeschreibung:

Geschichte:

 (Angaben des Stadtarchivs Willich und Materialsammlung des Eigentümers, unter Zugrundelegung des Buches von L. Hügen, s. Lit.Verz.)

Nach Ludwig Hügen ist der Straterhof „einer der ältesten Höfe in der Niederheide.“ Bereits um 1330 wird ein Henricus de Via genannt, der dem Neersener Vogt Abgaben zu entrichten hatte. Beim Verkauf an Gerhard Horst im Jahre 1551 wird der Hof „Alingesgut“ genannt. Jakob Germes vermutet daher, dass es ein Adelsgut war, was so aber nicht belegt werden kann. 1650 macht ein Besitzer des Hofes eine Armenstiftung in Anrath, die aus dem Verkauf einer Wiese bestritten wird. 10 Jahre später ist der Hof an Gladbach kurmudpflichtig. Besitzer: Henrikus de Via (1330), Lentz uff der Straßen (1500), Wilhelm von Calchem, Gerhard Horst (1551), Gört Düvels (1551), Derich uff der Straaten (1650), Anton Fucken (1812), Karl Fucken (1965), Josef Waaden (1994).

Beschreibung:

 Es handelt sich um eine vierseitig geschlossene Hofanlage aus Backstein in landschaftstypischen Formen und Materialien. Die Scheunen- und Stallgebäude, die nutzungsgemäß weitgehend geschlossene Wand- und Dachflächen und nur geringe Schmuckformen (Friese an feldseitiger Trauf- und Ortganglinie) aufweisen, stammen augenscheinlich überwiegend aus dem späten 19. / frühen 20. Jahrhundert. In der Scheune ist das Holzgerüstwerk erhalten, teilweise aber mit Fehlstellen bzw. Flickungen. In den Ställen sind typische Kappendecken zu sehen. Das Wohnhaus, das quer zur Linie der Wirtschaftsgebäude steht und nach außen teilweise über deren Flucht herausragt, ist ein im Kern älteres Wohnstallhaus. Sein Dach ist auf beiden Traufseiten tief abgeschleppt und besitzt an den Giebeln sehr kleine Krüppelwalme. Der zum Hof gerichtete Giebel besitzt eine Toreinfahrt, der Wohnteil wird von der hofseitigen Traufseite aus erschlossen. Die Fensteröffnungen dürften durchweg am alten Platz sitzen, sie sind mit flachen Segmentbogenmauerungen geschlossen. Die nach außen gerichtete Traufseite wurde nachträglich neu aufgemauert, das Dach darüber leicht angehoben. Beide Giebelseiten zeigen holländische Dreiecke an den Ortgängen. Im Inneren ist augenscheinlich das innere Fachwerkgerüst erhalten. Bemerkenswert ist ferner die überlieferte Raumstruktur. Durch den traufseitigen Eingang (mit Haustür des 19. Jh.) und die Abseite betritt man einen großen zentralen Küchenraum, um den herum zum feldseitigen Giebel hin und in den Abseiten kleine Kammern angeordnet sind. In der nordöstlichen Ecke des Hauses (Feldseite) befindet sich eine Opkammer mit darunterliegendem Keller, der auch im Äußeren durch seine Belichtungsöffnungen im Sockel ablesbar ist. Vor den Stiegen-Aufgang in die Opkammer ist außerdem eine gewundene Holztreppe in den Küchenraum eingestellt, die ebenso wie die Schmuckfliesen der Küche vom Ende des 19. Jh. Stammt. Der hofseitige Teil des Hauses ist als großer ungeteilter Raum für Wirtschafts-Nutzung (Stall, Lagerung) erhalten, womit sich die charakteristische Zweiteilung des Wohnstallhauses ergibt. Diese Teilung setzt sich auch im Obergeschoss fort, wo lediglich über dem Wohnteil Kammern (z. T. mit Kölner Decken) angeordnet sind.

Bewertung:

Eine genaue Datierung des Wohnstallhauses als ältestem baulichen Teil der Hofanlage ist schwierig, zumal einige spätere Veränderungen (Anhebung und Neuverblendung einer Traufseite) den Ursprungbestand etwas verunklären. Charakteristische bauliche Merkmale wie der Typus des Wohnstallhauses an sich, die Fachwerkkonstruktion mit hohen gebogenen Streben und Überblattungen, die holländischen Dreiecke oder der Raumgrundriss mit zentralem Küchenraum und Opkammer legen eine Entstehung im 18. Jh. Nahe, sind aber auch noch in der 1. Hälfte des 19. Jh. denkbar. Auf letzteres wiederum könnten die traufseitige Erschließung und die kleinen Krüppelwalme hindeuten. Hierzu könnte schließlich auch der Schlussstein der Toreinfahrt mit der Jahreszahl „1838“ passen, denn die Wirtschaftsgebäude sind eindeutig jüngeren Datums. Für einen Ursprung des Wohnstallhauses im 18. Jh. Spricht allerdings die Darstellung auf der Trachot-Karte (1804/05), wo an dieser Stelle bereits ein Gebäude mit gleicher Ausrichtung verzeichnet ist, mit einem weiteren freistehenden Gebäude etwa am Ort der heutigen Scheune. Außerdem umgibt auf der Karte ein Wassergraben die Hofstelle nach Süden und Westen, der möglicherweise in der heute dort sichtbaren Geländevertiefung fortlebt. Mit seiner bis in das 14. Jh. Zurückverfolgbaren Geschichte, die ihn zu einem der ältesten Höfe in der Honschaft Niederheide machen, ist der Straterhof bedeutend für Willich. Die typische Entwicklung vom ursprünglichen Wohnstallhaus zur geschlossenen Vierseitanlage des späten 19. / frühen 20. Jahrhunderts ist hier anschaulich erhalten. Hervorzuheben ist die erhaltene, oben beschriebene charakteristische Raumstruktur des ehem. Wohnstallhauses, die es zu einem heute selten gewordenen Zeugnis früheren bäuerlichen Wohnens und Arbeitens machen. Spätere Veränderungen an der Bausubstanz werden demgegenüber als geringfügig eingestuft. Daher besteht an der Erhaltung und Nutzung der Hofanlage aus wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Wegen seines bereits 1999 festgestellten kulturlandschaftsprägenden Charakters kommen im übertragenen Sinne die im Denkmalschutzgesetz genannten städtebaulichen Gründe hinzu.

Es handelt sich daher um ein Baudenkmal gemäß §2 Denkmalschutzgesetz NRW

Literatur/Quelle

Ludwig Hügen: Alte Bauernhöfe in Schiefbahn. Kleve 1994, S. 97.

E-Mail des Stadtarchivs Willich an die UDB Willich v. 28.02.2007.

Materialsammlung, frdl. z. Verf. v. gestellt v. J. Waaden, Willich.