Denkmale in der Stadt Willich

Lfd.-Nr. 49

 

Standort:

Moltkeplatz 1, D 47877  Willich

GPS:

5116' 00,8" N   06o 32' 04,9" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1878

Tag der Eintragung als Denkmal

4. August 1986

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

Empfangsgebäude Bahnhof in Willich

Denkmalbeschreibung:

Nachdem 1843 die Rheinische Eisenbahn die Verbindung nach Belgienhergestellt hatte und die damals größte Industriestadt des Rheinlandes tarifmäßig benachteiligte, entstand mit der Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn ein Konkurrenzunternehmen. Die mit dem Bau der Hammer Eisenbahnbrücke bei Düsseldorf erfolgte Verschmelzung dieser Linie mit der Bergisch-Märkischen Eisenbahn gab dem Konkurrenzkampf mit der Rheinischen Eisenbahn einen gewissen Abschluss. Bis dahin versuchte die Rheinische Eisenbahn den lästigen Konkurrenten einfach aufzukaufen. Nun versuchten beide Gesellschaften in die "Domänen" der anderen einzubrechen.

Die aufstrebende Industriestadt Mönchengladbach war seit 1851 an das Netz der späteren Bergisch-Märkischen Eisenbahn angeschlossen. Nun beantragte am 20. November 1871 die Rheinische Eisenbahn je eine Verbindung von Neuss und von Krefeld nach Mönchengladbach. Am 15. November 1877 konnte die Strecke Krefeld-Viersen-Mönchengladbach am Speik in Betrieb genommen werden. Die Eisenbahnlinienführung der beiden Konkurrenten um und in Mönchengladbach erfuhr nach der Verstaatlichung der Rheinischen Eisenbahn am 1. Januar 1886 erhebliche Veränderungen, die jedoch den Bahnhof von Willich kaum berührten. Das 1878 errichtete Empfangsgebäude wurde von der Direktion der Rheinischen Eisenbahn gemeinsam mit seinem Zwilling in Schiefbahnentworfen. Der Abteilungsbaumeister Richter schuf ein Werk, das den damaligen Ansprüchen der Eisenbahnarchitekten voll entsprach. Die Ziegelfassaden entsprachen dem Wunsch nach bodenständigem Baumaterial und stark gegliederte Baukörper mit seinen norddeutsch anmutenden Treppengiebeln und verzierten Kaminen dem einer originellen Planung.

Das gesamte Ziegelmauerwerk, des durch seine Gestaltung ansonsten aufstrebenden Bauwerkes, wurde durch Zierbänder horizontal gegliedert. Im Trauf- und Brüstungsbereich des 1. Obergeschosses verbreiterten die Zierbänder zu Friesen. Die Stürze und die Zierbögen in den teilweise mit Fialen versehenen Giebeln verliehen dem Äußeren des Bauwerks durch ihre Betonung den eigentümlichen Reiz. Aufwendige eiserne Ankersplinte und die abgeschrägten Sohlbänke und Treppengiebeloberseiten verstärkten den Eindruck nach bewusst.

In dieser Manier wurden damals ebenfalls die Bahnhöfe in Neuss und Mönchengladbach hergestellt, die leider die weiteren Eisenbahnumbauphasen nicht überstanden. Das Empfangsgebäude von Willich (ebenso das Pendant in Schiefbahn) ist als letztes erhaltenes Beispiel der großen Bahnhofsbauepoche der rheinischen Privatbahnzeit bedeutend für die Entwicklung des Eisenbahn-Empfangsgebäudebaues. Neben diesen wissenschaftlichen Gründen liegen wegen herausgehobener Gestaltung auch künstlerische Gründe für ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung nach DSchG NRW vor.